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ORF2 "Kulturmontag": Tanz der Wichtigtuer

26.02.2008 | 11:47 | WOLFGANG GREBER (DiePresse.com)

Der "Kulturmontag" wirkt schon beim ersten Mal "g'spritzt".

Ehrlich: Ich hab's erst im Nachhinein gelesen, wie der ORF auf seiner Homepage die reformierte Kulturschiene am Montagabend umschreibt: "Spielerischer" und "flächenhafter" solle sie sein, und mit einer "neuen Klammer"; dazu solle das Magazin "lebens.art" "feuilletonistisch" und "reflexiv" sein.

Hach: Es sind solche in der Regel mit geschmäcklerischer und vor zur Schau getragener Intellektualität gehauchten Worthülsen, die mir am Dienstag in der Früh bestätigt haben, was ich denn da, zumindest eine Zeitlang, Montag nacht gesehen hatte: Nämlich im Wesentlichen einige Kunstschaffende und sich wie Reinkarnationen abgehobener Philosophen gerierende Wissenschaftler, die um Martin Traxl, den King of Geschmäcklertum, den Tanz um die Goldenen Rindsviecher der Urbanität und des Wissens vom Guten und Schönen und Wahren aufführten (das passiert allerdings auch in Zeitungen). Mit was für wichtigtuerischen Kunst-Abstraktionen etwa dieser Direktor des Österreichischen Filmmuseums angesichts des frisch gewonnen "Oscars" für den sicher genialen Streifen "Die Fälscher" von Stefan Ruzowitzky um sich warf, war beindruckend befremdlich. Der nette Mathematiker wiederum legte soviel Wert darauf, sich - etwa in Fragen des Humors - als Mann der "feinen Klinge" zu präsentieren, dass vor lauter offen zur Schau getragener Schöngeistigkeit mein Fernseher Ätherwolken verströmte. Es gibt wohl wenig Abgeschmackteres als Menschen, die permanent die Wichtigtuer-Prosa des "subtilen" und "ironischen" bemühen. Wie erfrischender und ehrlicher ist meist der Klartext, auch wenn er bisweilen mit dem Zweihänder-Schwert vorgetragen wird.

Und dann war da noch ein netter Beitrag über Verkehrsschilder und über die Patentierung von Farben, das war zumindest komisch - und fast schon wieder zu wenig feuilletonistisch. Am besten gefiel mir, als einmal für etwa 15 Sekunden der Ton ausfiel. Da sah man im Wesentlichen nur mehr Menschen, die betont schick dasaßen wie Debattier-Salons heimsuchende Klugscheißer-Könige, sich Poserhaft mit der Hand ans Kinn griffen, die Lippen bewegten, und man hörte nichts. Als der Ton an war, hatten sie aber eigentlich auch nichts gesagt.

Wissen Sie was? Da fiel mir doch dazu jener jüngst stattgefunden habende Wortwechsel zwischen Baumeister Richard Lugner und Kultur-Glucke Emmy Werner ein: "Alles, was sie machen, ist Kultur. Alles, was die Leute nicht wollen, ist Kultur", sagte Herr Lugner. Verdammt: Manchmal hat der Oberprolo sogar Recht!


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