Ehrlich: Ich hab's erst im Nachhinein gelesen, wie der ORF auf seiner Homepage die reformierte Kulturschiene am Montagabend umschreibt: "Spielerischer" und "flächenhafter" solle sie sein, und mit einer "neuen Klammer"; dazu solle das Magazin "lebens.art" "feuilletonistisch" und "reflexiv" sein.
Hach: Es sind solche in
der Regel mit geschmäcklerischer und vor zur Schau getragener
Intellektualität gehauchten Worthülsen, die mir am Dienstag in der Früh
bestätigt haben, was ich denn da, zumindest eine Zeitlang, Montag nacht
gesehen hatte: Nämlich im Wesentlichen einige Kunstschaffende und sich
wie Reinkarnationen abgehobener Philosophen gerierende Wissenschaftler,
die um Martin Traxl, den King of Geschmäcklertum, den Tanz um die
Goldenen Rindsviecher der Urbanität und des Wissens vom Guten und
Schönen und Wahren aufführten (das passiert allerdings auch in
Zeitungen). Mit was für wichtigtuerischen Kunst-Abstraktionen etwa
dieser Direktor des Österreichischen Filmmuseums angesichts des frisch
gewonnen "Oscars" für den sicher genialen Streifen "Die Fälscher" von
Stefan Ruzowitzky um sich warf, war beindruckend befremdlich. Der nette
Mathematiker wiederum legte soviel Wert darauf, sich - etwa in Fragen
des Humors - als Mann der "feinen Klinge" zu präsentieren, dass vor
lauter offen zur Schau getragener Schöngeistigkeit mein Fernseher
Ätherwolken verströmte. Es gibt wohl wenig Abgeschmackteres als
Menschen, die permanent die Wichtigtuer-Prosa des "subtilen" und
"ironischen" bemühen. Wie erfrischender und ehrlicher ist meist der
Klartext, auch wenn er bisweilen mit dem Zweihänder-Schwert vorgetragen
wird.
Und dann war da noch ein netter Beitrag über
Verkehrsschilder und über die Patentierung von Farben, das war
zumindest komisch - und fast schon wieder zu wenig feuilletonistisch.
Am besten gefiel mir, als einmal für etwa 15 Sekunden der Ton ausfiel.
Da sah man im Wesentlichen nur mehr Menschen, die betont schick dasaßen
wie Debattier-Salons heimsuchende Klugscheißer-Könige, sich Poserhaft
mit der Hand ans Kinn griffen, die Lippen bewegten, und man hörte
nichts. Als der Ton an war, hatten sie aber eigentlich auch nichts
gesagt.
Wissen Sie was? Da fiel mir doch dazu jener jüngst
stattgefunden habende Wortwechsel zwischen Baumeister Richard Lugner
und Kultur-Glucke Emmy Werner ein: "Alles, was sie machen, ist Kultur.
Alles, was die Leute nicht wollen, ist Kultur", sagte Herr Lugner.
Verdammt: Manchmal hat der Oberprolo sogar Recht!