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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
04. Juli 2007
21:42 MESZ
Galerie Mezzanin Getreidemarkt 14, 1010 Wien. Bis 5. 9.

Link: www.mezzaningallery.com 

Foto: Galerie Mezzanin
Die Geschichte der Kanarienvögel, denen Kaiser Franz das zivilisierte Singen beigebracht hat.

Ausschneiden und Einfügen
Christian Mayer mit "flotsam and jetsam" in der Galerie Mezzanin

In der digitalen Welt wurden zweifelsohne neue Kulturtechniken entwickelt. "Cut and Paste" gehört nicht dazu - das stellt Christian Mayer mit "flotsam and jetsam" sehr schön unter Beweis.

Ausgangspunkt der Erkundungen von Christian Mayer war das Hofmobiliendepot, wo er ein paar Dinge ausgeschnitten hat, um sie in der Galerie Mezzanin wieder neu zusammenzufügen. Zunächst sind das die Tapeten, mit denen das Wiener Bürgertum seine Sehnsucht nach dem Exotischen abgestreift hat. In der Galerie hat der Künstler die Panoramatapete mit dem Titel "Vue du Brasil" in Schwarz-Weiß an die Wand appliziert, um diese frühe "Cut and Paste"-Technik einer sachlich-analytischen Betrachtung zuzuführen.

In der Urwaldlandschaft wucherte vermutlich auch die Monstera deliciosa, eine ursprünglich in Südamerika beheimatete Pflanze, die um 1830 nach Europa kam. Neben den acht prachtvollen Exemplaren, die der Künstler in den Wohnungen von Freunden entdeckte, ist auch eine Fotoserie zu sehen, die er im Hofmobiliendepot aufgenommen hat. Sie zeigt exotisch geschmückte Details von Alltagsgegenständen bzw. Ausschnitte aus dahinterliegenden Wandgemälden: Während diese zeigen, wie man sich im Biedermeier das Leben der Wilden vorgestellt hat, kündet eine Diaserie von Kanarienvögeln, denen Kaiser Franz "zivilisiertes" Singen beigebracht hat. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.7.2007)


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