Salzburger Nachrichten am 26. April 2006 - Bereich: Kultur
"Schöner Brunnen" muss schön bleiben

Kunst im öffentlichen Raum provoziert auch Nürnbergs Bürger - Streit um Skulptur von Olaf Metzel

NÜRNBERG (SN, dpa). Wie Salzburg rund um das Kunstprojekt "kontracom06" hat nun auch Nürnberg seine öffentliche Erregung. Eine Skulptur von dem Münchner Künstler und documenta-Teilnehmer Olaf Metzel entfachte einen Proteststurm von Bürgern.

Metzel will den "Schönen Brunnen", ein Wahrzeichen Nürnbergs, mit einem Gerüst überbauen und mit rund 1000 ausgemusterten Sitzen des Berliner Olympiastadions einkleiden. "Auf Wiedersehen" heißt die 17 Meter hohe Skulptur, die von 6. Mai bis 9. Juli zu sehen sein wird.

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Fußball-WM werden für das Nürnberger Kunstprojekt "Das große Rasenstück" zehn international renommierte Künstler "Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum" präsentieren. Die Arbeiten, deren Bandbreite vom Ölbild bis zur Videoinstallation reicht, werden entlang einer Achse zwischen Hauptbahnhof und Burg aufgereiht und stammen unter anderem von Künstlern aus Großbritannien, Rumänien, den USA und Israel. Hauptsponsor der Aktion, die insgesamt rund 400.000 Euro kostet, ist der Deutsche Fußballbund.

Mit der Kunstmeile "Das Große Rasenstück" will die Stadt an ein Gemälde Dürers erinnern. Man wolle damit die Perspektive auswärtiger Künstler einfangen und in die Stadt bringen, wie es in vielen anderen europäischen Großstädten auch üblich sei: "Uns geht es um anspruchsvolle Kunst, die sperrig daherkommen darf", sagt Kulturreferentin Julia Lehner (CSU).

Metzel habe sich mit dem "Schönen Brunnen" ganz bewusst ein kunsthistorisches Objekt zur Auseinandersetzung mit dem Thema Fußball gewählt. Das Kunstwerk hinterfrage für jeden erkennbar die Überhöhung von "König Fußball". Nun entfacht das Objekt statt "Diskussion über die Qualität von Kunst im öffentlichen Raum" Proteste.

Kritik kommt auch von dem Künstler und Präsidenten der Nürnberger Akademie für Bildende Künste, Ottmar Hörl. Hörl, der selbst vor drei Jahren mit seinem "Großen Hasenstück" Erfolg hatte, sieht in der Aktion eine "Provinzposse" und wirft der Stadt vor, seine Institution übergangen zu haben. Schließlich sei die Nürnberger Kunstakademie die älteste Hochschule ihrer Art im deutschsprachigen Raum.