"Die britische Kunst ist verloren"

Der mit 20.000 Pfund (32.000 Euro) dotierte Turner-Preis für britische Avantgarde-Kunst soll am 8. Dezember vergeben werden.


Der britische Kulturminister Kim Howells machte sich vor der Verleihung des Turner-Preises selbst ein Bild von den vier nominierten Künstlern - und war bei Besichtigung der Objekte in der Galerie Tate Britain dermaßen empört, dass er sein Urteil schriftlich an der Pinwand der Kunsthalle hinterließ.

"Wenn das alles ist, was britische Künstler produzieren können, dann ist die britische Kunst verloren", schrieb Howells. In der BBC verteidigte der Minister am Donnerstag letzter Woche seine Wortwahl. "Uns fehlt es in der Kunst genau an dieser Offenheit", meinte er. "Was wir brauchen, sind eine paar echte Rebellen", sagte Howells.

Liam Gillick,
Liam Gillick, "Coats of Asbestos Spangled with Mica", nominiert für den Turner-Preis 2002. / ©Bild: Reuters

"Konzeptioneller Bullshit"

Howells, der selbst an einer Kunsthochschule studierte, hat die Werke zudem als "konzeptionellen Bullshit" bezeichnet. Bei den Arbeiten handelt es sich unter anderem um die Fotografie eines Pissoirs, einen nacherzählten Pornofilm und ein Glas Wasser auf dem Boden.

Der Minister gab am Freitag unumwunden zu, dass er nur ein "Sonntagsmaler" sei. Darum gehe es aber nicht. "Das Schlimmste an der Turner-Präsentation ist, dass sie langweilig ist", meinte er. Die ständigen Tabubrüche um ihrer selbst willen langweilten das Publikum. Viele Zeitungen, von der "Times" bis zur "Sun", pflichteten dem Minister bei und priesen seinen Mut.
Künstler und Kritiker verurteilten die Aussagen des Ministers scharf.

Keith Tyson,
Keith Tyson, "Two discret molecules of simultaneity" / ©Bild: Reuters

Handbeschriebener Banner von Fiona Banner, ebenfalls für den Turner-Preis nominiert. / ©Bild: Reuters
Handbeschriebener Banner von Fiona Banner, ebenfalls für den Turner-Preis nominiert. / ©Bild: Reuters

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