Handel mit Kunstwerken über Internet

Jeder Greißler, der etwas auf sich hält, ist mittlerweile im Internet. Was Wunder, dass auch beim Handel mit Kunstwerken das Netz eine immer wichtigere Rolle spielt.


"Hätte das Internet Goya gefallen?" Diese Frage stellt man auf der internationalen Kunstmesse ARCO in Madrid, die am Donnerstag eröffnet wurde und noch bis zum 15. Februar dauert. 258 Galerien aus 28 Ländern haben sich daran beteiligt.

Vor allem Künstler, die nicht die Unterstützung einer Galerie gefunden hätten, bieten ihre Werke auf elektronischem Wege an, betonten verschiedene Experten auf der ARCO. Die neue Entwicklung führe sogar so weit, dass "virtuelle Galerien" entstünden, die ihre Geschäfte nur über das Internet abwickelten.

Internet als zusätzliches Mittel

Andererseits wird immer wieder festgehalten, dass das Internet keine Gefahr für traditionelle Galerien darstelle. Die Kunsthändlerin Aurora Garcia etwa meinte: "Das Internet wird den Galerien keine Konkurrenz machen. Wir Kunsthändler werden in der Lage sein, uns dieses Mittel nutzbar zu machen, aber wir werden auf den direkten Kontakt mit den Kunden nie verzichten können."

In einer ersten Diskussion nannten Experten das geringe finanzielle Risiko der Galerien als Vorteil, den fehlenden Kontakt zwischen Kunden und Kunstwerk als Einschränkung und die Passivität der Netizens als Gefahr des Kunsthandels im Internet.

Auch Österreich vertreten

Den konventionellen Weg nach Madrid ist auch heuer nur eine einzige Galerie aus Österreich gegangen. Die Salzburger Galerie Academia scheint mit einer publikumsfreundlichen Mischung aus klassischer Moderne und jungen Künstlern aus Österreich und Spanien ihr Erfolgsrezept gefunden zu haben.

Mario Maroner von der Galerie Academia: "Bei uns kann man eigentlich das Programm finden, das wir durch viele Jahre für unsere Galerie entwickelt haben. Von den Österreichern zeigen wir neu Dieter Huber, einen Salzburger Fotografen und einen jungen Künstler, Oliver Dorfer aus Oberösterreich."

Chance für Nachwuchsgaleristen

Zwischen Experiment und Erfolg, das gilt für die Madrider Kunstmesse auch in ihrem 19. Jahr. Eine "cutting edge" genannte Veranstaltungsreihe macht es Nachwuchsgaleristen und jungen Künstlern aus Europa und aus Lateinamerika, aber auch aus kleinen Ländern wie Island oder unbekannten Märkten wie Australien möglich, sich ohne großes Risiko den erwarteten 170.000 Besuchern zu präsentieren.

In einem von Optimismus und der Erwartung neuer Verkaufserfolge geprägten Klima wurde auch die Frage der Besteuerung von Kunstkäufen heftig diskutiert. Die Galeristen beklagen, dass es in der EU immer noch unterschiedliche Mehrwertsteuersätze gebe, ein Zustand, der als "unhaltbar" und "absurd" beschrieben wird.

Diskonter gegen Antiquariate

Obwohl auf der ARCO viel von den Chancen unbekannter Händler im Internet die Rede ist, machen dennoch nicht gerade kleine, alternative Auktionshäuser das große Geschäft im Netz. Seit letztem Jahr sind sowohl Christie's, als auch Sotheby's online. Und eBay, die grundsätzlich alles versteigern, was für Geld gekauft werden kann, mischen ebenfalls seit geraumer Zeit im Online-Kunsthandel mit. Daran werden auch jene Hacker, die den reibungslosen Betrieb der Site letzten Dienstag für einige Stunden durch ein Bombardement an E-Mails blockierten, nichts ändern können.

Auf der eigenständigen Online-Plattform für hoch- und höchstwertige Kunstgegenstände kommen bei eBay Gemälde, Münzen, wertvolle Sammlungen und Einzelstücke unter den elektronischen Hammer. Bis vor kurzem seien derartige Exponate ausschließlich in den "Auktions-Tempeln" der Traditionshäuser "zwischen Champagner und Kaviarhäppchen" für Millionen versteigert worden, wie das Unternehmen anlässlich der Eröffnung der Kunst-Plattform letzten Oktober - nicht ohne Sarkasmus - mitteilte.

eBay-Sprecher Alexander Samwer nannte als Zielgruppe für das Angebot in erster Linie Galeristen, Kunsthändler, Auktionshäuser, Juweliere, Briefmarken- und Münzhändler sowie Antiquariate und "Sammler jeder Couleur".

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