Auch
Dokumentationen früherer Aktionen (hier aus dem Jahr 1967)
sind in Schärding zu sehen. |
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SCHÄRDING: Kompakte Retrospektive von Günter
Brus in der Galerie am Stein |
![](00073478-Dateien/dummy.gif) |
Sich selbst ad absurdum
geführt |
"Ich habe damals die Bearbeitung der
Leinwand auf den weißen Grund meines Körpers transferiert",
sagte der Künstler Günter Brus im OÖN-Interview. "Ich habe
also die Farbe der Leinwand auf den Maler selbst übertragen
und in Folge musste dann eben direkt der Körper angegangen
werden."
"Günter, du landest noch in Steinhof", hatte
ihn 1965 ein Freund gewarnt. Und noch heute bewirken selbst
bloße Fotodokumente des extremen Umgangs mit dem eigenen
Körper, über den Brus damals seine Kunst transportierte, bei
manchen eine Umkehrung der Peristaltik. Brus: "Das wurde dann
letztlich zur Zerreißprobe. Aber eben Probe und nicht
zerreißen." Darum sein Wechsel zur Zeichnung.
In der
Schärdinger Galerie am Stein ist bis 29. November eine
kompakte Retrospektive des einstigen abstrakten
Expressionisten und Aktionisten zu sehen. In exemplarischen
Beispielen ist sein Übergang zur Bilddichtung gut
nachzuvollziehen.
Titel "Ohne
Titel"
Von frühen Dokumentationen der Aktionen
bis herauf zu den letzten Arbeiten, bei denen er seinen
tastenden Strich mit ausgeschnittenen, aufgeklebten Drucken
collagiert. Als müsste er jetzt künstlich zusammenhalten, was
auseinanderbricht. Aber noch immer in gewohnter
Doppelbödigkeit, mit der sich der Text/Bild-Jongleur auch im
Titel der Ausstellung ad absurdum führt: "Ohne Titel" nennt er
diese Werkpräsentation nämlich.
Sie zeigt viele jener
Werke, deren Inhalte auf den Blättern in aller - wenn auch
wortspielerischer - Präzision definiert sind: "Nur noch 2
Weltreligionen: Internet und Esoterik" heißt es etwa in einer
sowohl thematisch als auch formal zwingend bewältigten
Zeichnung. Und "Erflehe, mein Kind, keine Wiedergeburt. Das
Erdreich wird zur Dornenplantage. Im Bauch der Mutter die
Hornisse surrt. Beziehe im Schlaf Deine Alptraumgage" im
Zyklus "Gedichte zur guten Nacht".
Trügerisch ist die
Existenz, und der in seinem Leben Über-alle-Grenzengänger Brus
weiß auch in jeder Konsequenz darum. Schwer krank musste er
der Vernissage, die zugleich seinen 68. Geburtstag nachfeiern
sollte, am Freitag fernbleiben. Gekommen waren jedoch viele
Künstlerfreunde (darunter Rainer, Auer, Frohner,
Pils).
Und auch der pure Zynismus war Gast, wenn man
jenem Sammler lauschte, der noch "bevor die Preise in die Höhe
schnalzen, schnell zuschlagen" will ...
Info: 07712 /
51 30; Preise bis 45.000 Euro
vom 09.10.2006 |
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