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Soziographischer Kunstblick

In der ersten Ausstellung des Kunstraum neu wird weniger Kunst präsentiert als über gesellschaftliche Phänomene diskutiert.

INNSBRUCK. Betritt man den auf etwa die Hälfte seiner ehemaligen Fläche geschrumpften Kunstraum Innsbruck, sieht man einen riesigen Tisch in der Mitte. Die linke Wand ziert ein im Stil der Achtzigerjahre gestyltes Graffito, die rechte eine Statistik, die über Medienverfügbarkeit weltweit informiert. In der hinteren Ecke steht ein Regal mit 100 Videos - eines für jedes Jahr zwischen 1904 und 2004 -, weiter vorne ein Computer mit Internetanschluss. Kunst im engeren Sinn soll im Projektraum gezeigt werden: Peter Kogler will hier ab Montag Arbeiten seiner Studenten an der Wiener Akademie präsentieren.

Um den "soziographischen Blick" geht es Kunstraum-Kurator Stefan Bidner, der seine erste Ausstellung "Intro-Tool" nennt. 31 Diskussionen, Vorträge, Video- und Filmabende und Informationsveranstaltungen finden bis Ende Juni statt, kreisend um so unterschiedliche Themen wie Innsbrucker Stadtperspektiven, Globalisierung, kulturelle Strukturen und soziale Utopien. Bidners Affinität zur Musik - sie ist für ihn der soziale Kitt - schlägt sich in DJ-Workshops und diversen musikalischen Events nieder.

Dass der neue Kunstraum Innsbruck zu einem spannenden Ort der Auseinandersetzung mit Kunst von heute wird, wünscht sich der Kunsthallen-Leiter. Interessante internationale Einzelpositionen sollen genauso präsentiert werden wie - im Projektraum - ganz junge Künstler. Zur Umsetzung des Programms stehen Bidner 228.000 Euro - 40.000 vom Bund, 50.000 vom Land Tirol und 138.000 von der Stadt Innsbruck - zur Verfügung.

Künstlerisch "möbliert" wurde der Kunstraum vom deutschen Architektenduo Kühn/Malvezzi durch ein aus Styropor gebautes, variables Modulsystem. Groß geschrieben werden soll im Kunstraum Innsbruck auch weiterhin das Kommunikationsservice. Dem Wunsch nach einem offenen Raum für alle steht derzeit noch die Tatsache gegenüber, dass der Kunstraum nicht behindertengerecht ist. Doch auch dies soll sich in Bälde ändern.


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Kunstraum Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 34, Innsbruck; 30. März bis 30. Juni, Eröffnung am 29. März um 19 Uhr
2004-03-26 14:45:51