Ausblick auf die Albertina-Wiedereröffnung im März 2003
Keine Permanentschau und Museumsshop ohne Kitsch
"Wir werden die Eröffnung am 14. März schaffen!" Nach Jahren
des Planens, Bauens und Termin-Verschiebens hat diese Ansage von Klaus
Albrecht Schröder in der Woche vor Weihnachten Gewicht. Dennoch gibt es
für den Albertina-Direktor in den kommenden drei Monaten bis zum Auftakt
mit einer international beachteten Schau über Edvard Munch vermutlich kaum
eine ruhige Minute mehr. "Das Ganze wird sehr knapp, keine Frage", meint
Schröder. Für eine Nervenprobe sorgte etwa die Entdeckung, dass die
Prunkstiege einsturzgefährdet war und nun im Schnelltempo gänzlich neu
errichtet werden muss. Auch der Umstand, dass man für die endgültige
Fertigstellung der Fassaden noch eine zweiwöchige durchgängige Periode mit
Temperaturen über fünf Grad Celsius benötigt, trägt nicht zur Beruhigung
bei. Ein weiterer Punkt ist der geplante, weit über die Bastei
hinausragende Titan-Flügel von Hans Hollein. Dieses neue Wahrzeichen der
Albertina wird man zur Eröffnung vergeblich suchen. "Hier hat es
technische Schwierigkeiten bei den Firmen gegeben", erklärt Schröder.
"Hollein hat eine Herausforderung vorgelegt, die man erst bewältigen
muss." Immerhin habe der filigrane Flügel eine Länge von 64 Metern. Auch
Firmen, die ihre Technologieerfahrungen aus der Weltraumfahrt beziehen,
seien damit befasst. Während es noch völlig unklar ist, wann und in
welcher Technik das Flugdach errichtet werden kann, ist entschieden, dass
es zur Eröffnung ein von Hollein gestaltetes provisorisches Element geben
wird. "Österreichs modernstes Museum" (Eigenwerbung) soll mindestens
350.000 Besucher jährlich in die drei vollklimatisierten
Ausstellungshallen und die penibel renovierten Prunkräume des Palais
locken. Und auch das, was der Normalbesucher gar nicht zu sehen bekommt,
etwa das neu errichtete mehrgeschossige Studiengebäude inklusive
Tiefspeicher oder die Glasfaser-Verkabelung der neuen Räumlichkeiten, ist
vom Feinsten und Modernsten. Obwohl das weltweit anerkannte Haus eine
enorme Ausweitung an Raumkapazitäten erfährt, was sowohl Ausstellungs- als
auch Arbeits- oder Depotflächen betrifft, wird es keine Dauerausstellung
geben, in der eine Auswahl des eineinhalb Millionen Objekte umfassenden
Bestandes gezeigt wird. "Wir sind ganz klar positioniert als Veranstalter
wichtiger Ausstellungen und als Museum ohne permanente Schausammlung",
erläutert Klaus Albrecht Schröder, "Aber jeder Besucher kann sicher sein,
dass er in den wechselnden Ausstellungen stets zwischen vierzig und
hundert Hauptwerke der Sammlung sehen kann." Wie "Perlenketten" reiht
Schröder die Schwerpunkte der bereits bis 2005 geplanten Präsentationen
aneinander: "Alte Meister", "Klassische Moderne", "Zeitgenössische Kunst"
sowie - seit 1999 ein neuer Sammlungsschwerpunkt im Haus - "Fotografie".
Die zwei rund 1.000 Quadratmeter großen Ausstellungshallen in der
Bastei und im Palais sowie die rund 500 Quadratmeter große Pfeilerhalle
ermöglichen einen abwechslungsreichen Ausstellungsbetrieb, der auch durch
Architekturpräsentationen ergänzt wird. Schließlich nennt die Albertina
auch rund 25.000 Pläne, Skizzen und Modelle ihr eigen und besitzt weiters
den Nachlass von Adolf Loos, der 2004 den Grundstock einer eigenen
Ausstellung bilden wird. Wer Dürers extrem scheuen "Feldhasen"
persönlich zu Gesicht bekommen möchte, muss sich zwischen 5. September und
30. November 2003 in die Dürer-Ausstellung bemühen (Schröder: "Die größte
Dürer-Ausstellung seit 1971 und wohl die letzte, in der so viele
Hauptwerke dieses Künstlers gemeinsam zu sehen sein werden") - und wird
hoffentlich wiederkommen, wenn 2004 Rembrandt oder 2005 Rubens auf dem
Programm steht. Reproduzierte "Feldhasen" wird man in seinem Haus nie zu
Gesicht bekommen, verspricht der Museumsleiter. "Auch in unserem 400
Quadratmeter großen Shop wird es sehr viel geben, aber keinen
Reproduktions-Kitsch. Diese Art von Kommerzialisierung mache ich nicht
mit. Das überlasse ich anderen!" Seine "unique selling proposition" in
der Museumslandschaft hat Schröder in der Verschränkung von Vergangenheit
und Zukunft geortet. Wo fände man, argumentiert er, sonst noch ein
hochmodernes Museum, das gleichzeitig in wunderschönen klassizistischen
Palais-Räumlichkeiten das Lebensgefühl der Zeitgenossen von Haydn, Mozart
und Schubert vermitteln könne? Für all das wird die Albertina, die
gegenwärtig über rund 5,5 Mill. Euro jährlich verfügt, künftig mehr Budget
benötigen. Schröder baut auf die Einsicht der Subventionsgeber, dass
vermehrte Aufgaben auch gestiegene Ausgaben bedeuten, und hofft auf 3 bis
4 Mill. Euro per anno mehr. Und natürlich gibt es weitere Ausbaupläne.
Voraussichtlich 2005, wenn die derzeit im vierten Stock der Albertina
untergebrachte Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in
das Palais Mollard übersiedelt, darf sich dort die Fotosammlung
ausbreiten. Klaus Albrecht Schröder darf getrost solche Perspektiven
entwickeln. Sein seit 1. 1. 2000 laufender Vertrag wurde kürzlich bis 2010
verlängert.
Erschienen am: 19.12.2002 |
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