Juden passten nicht zur Landschaft
Haus-Berg-Verbot: Kunstaktion am Dobratsch im Zeichen des "Arierparagraphen" von 1920 (!).
Foto © FanturFelice Preis aus Klagenfurt wurde von Ernst Logar für seine Ausstellung befragt
Im Jahr 1920 wurde in Deutschland die DAP in NSDAP umbenannt und ihr 25-Punkte-Programm erstellt. Ab den Nürnberger Rassengesetzen (1935) folgte zwecks "Rassenhygiene" ein "Arierparagraph" nach dem anderen. Bereits 1920, im Jahr der Kärntner Volksabstimmung, stellte der Villacher Alpenverein bei der Dachorganisation in Wien den Antrag, am Dobratsch den "Arierparagraphen" einzuführen. Nach der Genehmigung wurde den Juden der Eintritt ins Gipfelhaus untersagt. Am Ludwig-Walter-Haus stand geschrieben: "Juden und Hunden ist der Zutritt verboten".
Der Historiker Werner Koroschitz hat nach akribischer Recherche ein Samenkorn "brauner Geschichte" Kärntens aufgedeckt. Ausgerichtet vom Klagenfurter Unikum gab es dazu am Pfingstsamstag die informative und berührende Kunstaktion "Haus-Berg-Verbot".
Wolfram Kastner gestaltete ab dem Bereich Dobratsch-Ross-tratte den "Weg der Namen", eine Installation zur Erinnerung an das "Judenverbot" von 1921 bis 1945. Etwa 300 Personen (darunter politische Vertreter von "Rot" und Grün") begaben sich auf diesen Weg: Informationstafeln geben Auskunft über den Kreuzweg der "Unerwünschten" und "Todgeweihten". Es sind Namen von 56 Personen. Faksimiles belegen, dass braunes Gedankengut in Kärnten bereits Jahrzehnte vor dem Anschluss opportun war. "Für den damaligen Vorstand des Villacher Alpenvereins passten Juden nicht in die Landschaft. Die Tragödie hat an diesem Berg angefangen, was im Holocaust geendet hat", betonte Hubert Lengauer, Vizerektor der Universität Klagenfurt. Wegen der Almbewirtschaftung kann der "Weg der Namen" nur noch 14 Tage besichtigt werden.
Am Zehnernock ist die "Judenhütte" untergebracht. Ernst Logar führte Interviews mit Hinterbliebenen und stellt Auszüge aus den Gesprächen in Deutsch und Jüdisch aus. Sie geben beredtes Zeugnis von Arisierungen, Zwangsdeportationen, Mord und dem Totschweigen nach dem Zweiten Weltkrieg. Drei der Befragten (Felice Preis, Adi Bar-Meir und Armin Kern) waren bei der Kunstaktion anwesend.
Höhepunkt war die Enthüllung der Gedenktafel am Gipfelhaus. Die Recherchen von Koroschitz haben anlässlich der 140-Jahr-Feier den Schandfleck ans Tageslicht gebracht. "Wir waren sehr betroffen. Diese Zeit darf nicht totgeschwiegen werden und mit dieser Tafel soll ein Zeichen gesetzt werden", hob Angelika Ressler (Alpenverein) hervor. "Es ist ein wichtiges Taferl am wichtigen Ort," fand auch Pianist Paul Gulda, der auf die Hausberg-Wanderung eingestimmt hatte.
Haus-Berg-Verbot
Kunstaktion von Unikum, Stadt Villach, Villacher Alpenverein u. a. zur Erinnerung an das "Judenverbot" am Dobratsch
Weg der Namen. Installation von Wolfram Kastner. Bis 26. Juni
Judenhütte. Ausstellung Ernst Logar am Zehnernock. Bis 15. September
3 Kommentare
Kommentar erstellenWann wird
endlich "dieses Thema, braune Geschichte" abgeschafft?
das müßte heute vor banken stehen !
als gegenmittel zu wirtschaftskriese !
@ikennminetaus
zutreffender nickname! das HAAG-desaster ist rein arisch fabriziert, gelt ja? nicht vergessen! so ein dummer und hetzerischer kommentar diqualifiziert sich von selbst. dass er geschrieben wird, beweist, dass die aktion wichtig war und ist.