(bbb) 1983 gründete der Kunsttheoretiker,
Kurator und Freund der Gegenwartskunst Johannes Gachnang (1939-2005)
mit Kunsthändler Rudolf Springer den Verlag Gachnang & Springer in
Berlin. Als Ideengeber zahlreicher Ausstellungen, wie etwa "Chaos
Wahnsinn" 1996 in Krems, zuvor aber schon als Kurator der Documenta 7,
begründete Gachnang auch an der Akademie der bildenden Künste das
Institut für Gegenwartskunst.
Wir verdanken ihm also Einiges, dem
ehemaligen Hochbauzeichner in Architekturbüros von Zürich, Paris und
Berlin, der sich danach zum Professor und Verleger wandelte. Auch als
solcher war er so ungewöhnlich wie die Bücher, die er mit Meret
Oppenheim, Georg Baselitz, Karel Appel, Sigmar Polke oder auch
Kunsthistorikern wie Werner Hofmann gestaltete. Es sind zum Großteil
Künstlerbücher, die von Freundschaften erzählen und trotzdem kompetent
gemacht sind. Sie werden nun im Zuge einer Rundreise gemeinsam mit dem
Museum für angewandte Kunst Frankfurt präsentiert.
Der Kontakt von Johannes Gachnang und MAK-Direktor Peter Noever geht
auch auf einen Aufenthalt im MAK Center in Los Angeles zurück, jedoch
war am Anfang der Tour der Schau durch Deutschland und die Schweiz noch
nicht klar, dass es eine posthume Hommage werden würde.
Die Umdrehung vom Theoretiker zum bildenden Künstler hat Gachnang an
der eigenen Person vollzogen. Offenheit und Durchlässigkeit der
Konzepte sind wie immer sein oberstes Gebot, ja sogar biografische
Erkundungen der Tapisseriekünstlerin Hildegard Absalon zwischen Faden
und Malerei oder dem Architekten Aldo Rossi bleiben so spannend wie
Gespräche mit Filmemacher Jean Luc Godard oder die Skizzen und
Tagebücher der Schweizer Surrealistin Meret Oppenheim. Es gab viel
Ausgefallenes, was Gachnangs Fantasie im Büchermachen beflügelte.
Das richtige Buch.
Johannes Gachnang
als Verleger
MAK Kunstblättersaal
Kuratorin: Eva Linhart
Bis 10. April 2007
Bibliophile Spezialitäten.
Freitag, 29. Dezember 2006