Fünf internationale Künstler waren im ersten
Halbjahr auf Einladung der Kunstsektion des Bundeskanzleramts in Wien
Artists in Residence. Einige ihrer hier entstandenen Werkgruppen werden
bis Freitag im Palais Porcia ausgestellt: Sie reichen von Malerei bis zur
Fotografie.
Farrah Mahmood Rana aus Pakistan verbindet die alte Technik der
Miniaturmalerei der Moghulzeit mit Porträts von Kaiser Franz Joseph und
Kaiserin Elisabeth. Neben alten höfischen Beziehungen verknüpft sie
Überlegungen zur schwierigen Frauenrolle in ihrem Land. Als Reverenz an
Wien tauchen in Ornamenten und Schriftzeichen auch der Stephansdom oder
die Karlskirche auf.
Andris Vitolins studierte in Riga und anderen Städten, wo er die
Merkmale städtischer Architektur – Industrieanlagen etwa oder
Straßenbahnen – fotografiert und dann in farbstarke Acrylmalerei umsetzt:
Konstrukte, die sich ins Abstrakte verselbständigen.
Utopien aus Mexiko
Antonio Tena aus Spanien sammelte Alltagsgegenstände in der Gaststadt,
die allgemein bekannt sind. Dazu kommt die psychedelische Kunst: Er
sammelt, mixt und verändert kleine Gegenstände zu ganzen Borden der
Subversivität, die auch Bildnisse von Hitler integrieren.
Humberto Duque aus Mexiko, der auch in Karlsruhe studiert hat, lässt
die ihn bewegenden Erfahrungen und Träume mittels Zeichnungen und
Papiercollagen mit wechselnden Perspektiven aus den Wänden wachsen. Seine
Installation einer aus sich selbst wachsenden Utopie ist spontan, er
überlässt die Motivwahl dem Zufall und zeigt trotzdem eine hohe Ästhetik
im Detail.
Die Japanerin Kanako Sasaki lässt drei Projekte ineinander übergehen:
Die fließenden Übergänge von der Realität zu einem erträumten Jenseits
verleiten sie zur Selbstinszenierung als Liegende. Aber auch Freundinnen
werden für ein "Spiel vom Totsein" auf die Couch gelegt. Requisiten wie
Möbel, auch Uniformen wie die der Sängerknaben spielen auf Österreich an.
Sie verwendet Fotografie, montiert aber auch ein Dirndl an die Wand.
In den vergangenen zehn Jahren des Künstleraustauschs haben sich
Einblicke in junge Kunst aus Asien, Europa und Amerika ergeben. Der
besondere Charme der jetzigen Beispiele ist die komplexe Einbeziehung
Österreichs.
Artist in Residence 2006
Bis 30. Juni,
täglich 10 - 15 Uhr
Palais Porcia
1., Herrengasse 23
Charmeoffensive.
Mittwoch, 28. Juni
2006