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31.12.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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Max Hollein: Sehnsucht nach einer Sammlung | ![]() |
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VON ALMUTH SPIEGLER | ![]() |
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Max Hollein machte in drei Jahren die "Schirn Kunsthalle" in Frankfurt zu einer Landmark in der Kunstwelt. Manche würden ihn gerne wieder in Wien sehen. Ein Gespräch. | ![]() |
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Die Presse: Sie wurden vom britischen Kunstmagazin "Art
Review" im November als viertwichtigster Museumsdirektor der Welt gereiht.
Woher diese Popularität? Wie viele Besucher haben Sie denn in der Schirn?
Max Hollein: Wir haben das Jahr noch nicht abgeschlossen,
aber 2003 hatten wir etwa 360.000. Gegenüber meinem Vorgänger hat sich die
Zahl verdreifacht. Heute ist die Schirn die meistbesuchte Kunstinstitution
der Region. Dabei hat Frankfurt nur 600.000 Einwohnern und kaum Tourismus.
Im Vergleich dazu kommen einem die gefeierten 700.000 Albertina-Besucher ja wieder ziemlich relativ vor . . . Hollein: Die Albertina geht einen Weg, der durchaus akzeptabel ist für die Albertina selbst. Fragen muss man sich, ob dieser Weg auch ein richtiger für andere Institutionen ist. Bei mir hat anfangs auch jeder geglaubt: Der kommt vom Guggenheim, der wird Kandinsky zeigen oder so. Wir haben aber mit "Frequenzen" begonnen, einer minimalistischen Sound-Ausstellung. Ich habe nicht auf Selbstläufer gesetzt. Eine Kunsthalle ist aber auch etwas anderes als ein
Museum. Interessiert es Sie nicht, mit einer Sammlung zu arbeiten?
Hollein: Ich habe ja schon in einem Museum gearbeitet,
als engster Vertrauter von Guggenheim-Chef Thomas Krens. Es ist aber
sicher so, dass ich nach einigen Jahren in einer Kunsthalle Sehnsucht
entwickelt habe, wieder mit einer Sammlung zu arbeiten. Es gab auch schon
großes Interesse, dass ich Direktor des Boijmans-Van-Beuningen-Museums in
Rotterdam werde. Ich finde gerade diese Institutionen interessant, in
denen man eine Entwicklung über Epochen hinweg zeigen kann. Warum etwa
vergessen manche Leute, die John Bock großartig finden, dass Dada schon
Ähnliches gemacht hat? Ausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst
werden von der Kritik immer hart rangenommen. Bei einer Raffael-Schau aber
finden es alle schon großartig, dass 50 Raffaels da sind. Niemand fragt,
ob das eine interessante neue Sicht ist - und was uns Raffael heute
überhaupt noch sagt. Also doch mehr Interesse am Kunsthistorischen oder der
Österreichischen Galerie als am MUMOK, für dessen Führung Sie zurzeit in
der Gerüchteküche schmoren? Hollein: Die Frage stellt sich überhaupt nicht. Mich
fragt überhaupt niemand außer Sie (lacht). Aber wir sind natürlich in der
glücklichen Situation, dass das, was wir in der Schirn machen, nicht
unbemerkt blieb. Dabei habe ich nichts im Sinne eines Karriereplans.
Karrieremäßig war es vielleicht auch nicht so toll, vom Guggenheim zur
Schirn zu gehen. Aber ich wollte inhaltlich etwas bewegen. Ob sich das
jetzt hier in Frankfurt wieder finden wird, woanders in Deutschland oder
vielleicht in Wien - das mag sein. Wobei bei solchen Entscheidungen auch
immer stark das Umfeld eine Rolle spielt. Sie können - gerade als junger
Mensch - viele Dinge nur realisieren, wenn die Leute wirklich an sie
glauben. Ich versuche in der Schirn etwa immer, einem Künstler die idealen
Bedingungen zu bieten. Nichts finde ich mühsamer, als wenn ein Künstler
seine Sache wegen des Geldes nicht realisieren kann. Wie viel Budget haben Sie denn im Jahr? Hollein: Die Schirn hat 2003 von der öffentlichen Hand
5,2 Millionen Euro bekommen - davon gehen 1,4 Millionen als Miete direkt
wieder an die Stadt zurück. Wenn man alles abzieht, haben wir als reines
Ausstellungsbudget im Jahr 1,5 Millionen. Damit können wir eine große
Ausstellung machen. Für die anderen treiben wir im Grunde noch einmal etwa
fünf Millionen auf - aus Sponsorgeldern, Materialspenden, Einnahmen. Unser
Gesamtetat oszilliert also zwischen zehn und elf Millionen Euro. Als Architekten-Sohn: Wie sehen Sie eigentlich das MUMOK
als Bau? Hollein: Als Monument von außen ist es sehr überzeugend. In der Raumstruktur hat es sicher seine Probleme, wie auch die Schirn ihre Probleme hat. Und das Guggenheim übrigens auch, obwohl es eine Architektur-Ikone ist. Man kann nicht gleichzeitig eine signifikante Architektur und den flexibelsten Raum haben. Die Probleme der Schirn sind sicher hundertmal größer als die des MUMOK - bespielen Sie einmal eine Halle, die acht Meter breit ist und 200 Meter lang! Entweder man geht damit um oder verbringt Jahre damit, es schlecht zu reden. Apropos Schlechtreden: Was sagen Sie zur musealisierten
Flick-Sammlung in Berlin? Hollein: Es ist eine sehr gute Sammlung und ein großes Glück für Berlin, dass sie dort ist. Allerdings löst das in keiner Weise das Problem, das Berlin hat. Nämlich im zeitgenössischen Bereich fast nicht aktiv zu sein und nicht abzubilden, was sich in der Stadt gerade abspielt. Die Kritik an Flick, dass seine Sammlung von ein paar Galeristen betrieben wurde - no na. Heute würde man ja auch niemandem vorwerfen, dass er einmal nur bei Kahnweiler gekauft hat. Die Sammlung Flick gibt auch einen schönen Blick frei auf
die heute vom Markt so geprägte Kunst. Globalisiert, ohne regionale
Unterschiede sieht man von Venedig über Basel bis São Paulo überall das
Gleiche. Hollein: Das hat verschiedenste Hintergründe. Das eine ist, dass Kunst nun einmal immer weniger regional ist. Das andere, dass Biennalen immer schon Kunstmarkt-nahe waren. Schauen Sie sich einmal an, was Leo Castelli damals aufgeführt hat, damit Robert Rauschenberg den Goldenen Löwen der Biennale Venedig bekommt. Und außerdem sind Kunstmarkt und Galerienszene heute extrem effizient. Diese riesige Szene bildet einfach einen unglaublichen Bereich der Kunstproduktion ab. Sie können sich zurzeit auf den Kopf stellen - und es wird trotzdem Kunstmarkt-Kunst. Womit wir schon bei der Biennale Venedig wären. Sie haben als Kommissär für Österreich Hans Schabus nominiert, der gerade das Kunsthaus Bregenz mit einer seiner räumlichen und historischen Erforschungen untergraben und überschwemmt hat. Hollein: Ich wollte auf keinen Fall vier, fünf Künstler
zu einer Ausstellung zusammenstellen. Der Hofmann-Pavillon muss als Objekt
gesehen werden, nicht als Ausstellungsraum. Also habe ich einen Künstler
gesucht, der am besten mit dieser Situation umgehen kann, dieses Forum der
Biennale auch nutzt, um ein Statement zu machen. Dafür ist Hans Schabus
genau der richtige. Wir arbeiten schon an dem Projekt - aber mehr kann ich
dazu noch nicht verraten. |
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