Ottakringer Brauerei: "art position 2002" mit "junger Kunst"
Zeitgeist unter dem Hammer
Von Claudia Aigner
Wieso sollte ich mir eine Kunstausstellung anschauen, wenn
ich zur selben Zeit in meinem Wohnzimmer 398 Zombies und 114 Skeletten
einen virtuellen Tod verabreichen kann? Auch wieder wahr. Die "art
position 2002" (bis 8. Juni in den schaurig schönen, pittoresk
zerfledderten historischen Räumlichkeiten der Ottakringer Brauerei) wird
ihren letzten Tag deshalb "natürlich" mit einem Clubbing beschließen.
Wegen der Hetz. Bereits im Gange: die Internet-Auktion der über 220
gezeigten Arbeiten (unter www.artposition.at). Am 8. Juni (ab 17 Uhr)
kommen die Werke dann bei der reellen Versteigerung unter den ganz
altmodischen Hammer (so einen zum Zuschlagen). In der Pause: Eine
Modenschau von KAYIKO. "Junge Kunst in Wien. Ein Überblick." Klingt
anspruchsvoll. Minimalismus, barocke Aufdringlichkeit, Nachahmungstäter,
Altmeisterliche, manche sind sich ihres Körpers bewusst, und das Readymade
lebt ja auch noch: Da in der Kunst noch immer alles erlaubt ist, ist auch
"alles" da (nur dürfte jemand still und heimlich die abstrakte Malerei
eingeackert haben). Zeitgeistig sind auf jeden Fall die Erfindungen
mit "avantgardistischer" Brauchbarkeit, aber mit Show-Effekt, also die
Scherzartikel für die Spaß-Gesellschaft. Etwa der Zigarettenautomat für
Passivraucher, der selbsttätig drei Zigaretten gleichzeitig wegrauchen
kann, während unsereins andächtig seinen Passivraucherhusten auffrischt.
Aber Peter Höll hat ohnedies ein morbides Verhältnis zum Atmen. Von ihm
stammt ja auch der "Zusatzlüfter", eher ein "Lufträuber", der wie ein
Staubsauger an der Raumluft zutzelt. Geradezu extremistisch heutig:
die Motorliege von Christian Tinkhauser-Thurner. Denn die
Bungeejumper-Generation (die "Event-Gesellschaft") sollte auch beim
Sonnenbaden (wo einem schnell langweilig werden kann, so ohne Animateur)
einen Benzinmotor unterm Hintern und ein Gaspedal unterm Fuß haben. Könnte
auch in Spitalsbetten Standard werden ("Action-Bettlägrigkeit"). Und
es gibt sie doch: die Virtualitätsverweigerer, die Nostalgiker, die sich
vergewissern, dass die Materie noch da ist. Nötigenfalls mit brachialen
Methoden (mit Kübelchen und Schaufelchen). Wie der begnadete
Sandburgenarchitekt Marcus Hinterthür. Versteigert wird ein
"Selbstbausatz". Aber Achtung: Die Flakgeschütze sind bloße Attrappen. Sie
verhalten sich bei angreifenden Windhosen absolut pazifistisch! Und
tränenreiche Patrioten sollten ein Schneuztüchl bereithalten, wenn sie vor
das geradezu geniale Andachtsbild für den Schilling treten (das Trauerjahr
ist ja noch nicht vorüber): Heiko Bressnik hat 1-Schilling-Münzen
zerrieben und damit eine Ikone gemalt - das Edelweiß von der Rückseite des
Alpendollars. Die Schau, im Rahmen von "Soho in Ottakring", mag nicht
unbedingt wirklich repräsentativ sein, Schmankerln gibt es aber viele. Zum
Verlieben: Markus Hofers charismatische, nennen wir 's: "Rotzglocke, die
sich dem Boden nähert".
Erschienen am: 27.05.2002 |
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