"Kultur wird ein immer wichtigeres Instrument in der
Außenpolitik - und für die Gestaltung der Außenbeziehungen eines Landes,
besonders eines kleinen und konfliktfreien. Kunst ist ein gutes Vehikel,
um auf sich aufmerksam zu machen."
Seit 1981 ist der 45jährige Jurist Klaus Wölfer im
diplomatischen Dienst. Vom Außenministerium wurde er nun auf vorerst fünf
Jahre ans Bundeskanzleramt verliehen, um die Kunst-Sektion zu führen.
Wölfer, der zuletzt sechs Jahre erfolgreich das österreichische
Kulturinstitut in Rom leitete, wurde nach einer Ausschreibung ernannt.
Seine internationalen Erfahrungen seien dafür wohl auch ausschlaggebend
gewesen, meint er. Der gebürtige Burgenländer spricht mehrere Sprachen:
Englisch, Französisch, Italienisch, Serbokroatisch, etwas Ungarisch,
Slowenisch, Spanisch.
80 Millionen Euro jährlich
Dennoch, was qualifiziert einen Diplomaten zum obersten
Kunstförderer, Herr über ein Budget von immerhin 1,1 Mrd. S jährlich (80
Mill. €)? "Diplomaten sind Akteure angewandter Kulturpolitik. Im Ausland
erfährt man jeden Tag, was an österreichischer Kultur wirklich wesentlich
ist und kann die Probe machen", meint Wölfer: "In Italien sind das die
Salzburger Festspiele und die Philharmoniker. Das ist das absolut
Wichtigste. Bildende Kunst: Schiele, Klimt, von den Gegenwartskünstlern
Arnulf Rainer, Franz West, Hermann Nitsch. Literatur: Musil, Joseph Roth,
Alexander Lernet-Holenia, Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard. Die
Italiener haben wie die Österreicher eine theatralische Ader. Natürlich
ist das von Land zu Land verschieden."
Das Kunstbudget ist stark verplant. Es gehe darum, mehr
Handlungsspielraum zu gewinnen: "Es wird aber nichts umgestürzt oder
abgerissen." Derzeit werden Möglichkeiten sondiert, die Filmförderung zu
verbessern anhand des französischen Modells, wo es viel Geld, aber auch
eine starke Tradition und eine offene Filmkultur gebe: Ideal wäre "Gelder
aus der Wirtschaft zu lukrieren, auch aus der EU. Koproduktionen sind
wichtig. Wir sind da ein winziger Markt."
Künftig Berichte früher
Wird es bald heißen: Lieber Film als darstellende Kunst?
Wölfer: "Man muß sich klar sein, daß Österreich andere Traditionen hat als
Frankreich: Musiktheater, Theater. Aber auch Baukunst, wo Experten sagen,
daß Österreich, die Schweiz und die Niederlande Architektur der
Spitzenklasse hervorbringen - unter den kleineren Ländern."
Derzeit ist Wölfer beschäftigt, den Kunstbericht 2001
fertigzustellen, die Berichte sollen künftig früher fertig werden.
Konkrete Projekte könne er noch nicht nennen: "Ich muß mich erst
einrichten und einiges durcharbeiten." Er sehe sich vor allem als
Initiator und Ideengeber: "Ich möchte, daß die Kunstsektion gut
funktioniert, dem Ressortchef Vorschläge machen, Förder-Vergaben
objektivieren."
Als Diplomat war er in Budapest, Zagreb und Belgrad
tätig. In den Beziehungen Österreichs und der Tschechischen Republik gibt
es derzeit Spannungen: "Ich würde diese momentane teilweise aufgeheizte
Stimmung nicht überbewerten. Am Ende gibt es sehr viel, was uns verbindet.
Wenn die mitteleuropäischen Länder in der EU sind, werden auch sie
gelassener sein. Wir sind ein Wirtschafts-und Kulturraum, das ist doch
ganz klar, rein geographisch. Mit Italien, das ein sehr selbstbewußtes
Land ist, gibt es ja auch ein unbelastetes Zurückblicken auf die
gemeinsame Geschichte."
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