Ein Meister und seine Schüler
Die Arbeiten seiner Schüler machen ihn bis heute neugierig: Bernhard Prähauser hat sich seine Offenheit bis ins hohe Alter bewahrt.
Gudrun Weinzierl Hallein(SN).Wie neugierig, wach und geistig gegenwärtig ein 88-jähriger Herr sein kann, wie sehr sein Lebenswerk auf etwa fünfzig Jahre jüngere Berufskollegen auszustrahlen vermag, ist derzeit in der Halleiner Galerie Pro Arte zu entdecken. Dort sind bis 18. Juli Werke des Salzburger Bildhauers Bernhard Prähauser und seiner Schüler zu sehen.
Mit dieser Ausstellung wird der Tennengauer Kunstkreis am 17. Juli sein 30. Geburtstagsfest feiern. Diese Künstlervereinigung war 1979 von Bernhard Prähauser und Josef Zenzmaier gegründet worden.
Bernhard Prähauser – 1921 in Hallein geboren, seit 1983 im Lungau lebend – ist den klassischen Bildhauertechniken der Holzschnitzerei und des Bronzegusses sein Leben lang treu geblieben. Typisch für ihn sind seine monumentalen Durchbruchreliefs. In diesen filigran wirkenden Holzarbeiten verbindet er oft biblische Themen mit heutiger Sozialkritik. 1978 bis 1983 unterrichtete er an der Bildhauerabteilung an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Hallein. Er selbst hatte bei Josef Adlhart gelernt.
Im Kunstraum Pro Arte am Schöndorferplatz ist zu beobachten, wie seine Schüler neue Materialien und neue Techniken erobert haben.
Zum Beispiel zwei goldene Bilder von Johannes Domenig: Kakerlaken auf einer Holzplatte sind blattvergoldet, daneben hängt anderes Gold, eine mit Suppenwürfelpapier überzogene Platte.
Alfred Haberpointner verwendet ebenfalls Holz. Er behandelt diesen Werkstoff intensiv, er scheint nicht aus dem Holz herauszuschnitzen, sondern arbeitet in es hinein, furcht, rillt, hackt, schwärzt und verkohlt die Oberfläche. Seine vereinfachten Köpfe wirken einer archaischen Schausammlung entnommen, gesichtslos zwar, aber – bedingt durch die Unterschiedlichkeit ihrer Tortur – doch individuell menschlich.
Anders verhält es sich mit den aufgehäuften, teils verkohlten Holzbeinen in Haberpointners Installation „Heaven on earth is not paradisdic enough“: An diesen beliebig austauschbaren Ersatzteilen weist nichts auf die Einmaligkeit des Menschen hin.
Dem Prinzip des achtlosen Lagerns von nutzlos Gewordenem und industrieller Massenware folgt auch Martin Dickinger mit seinen Gegenständen aus Papiermaché. Schier endlos vervielfältigt und in ihrem Grau auf wenige Nuancen beschränkt, liegen Kegel, Knochen, Kugeln und kleine Dackel in seiner „Halde 30“ wie in einem Materialdepot. Vertraute Formen erscheinen in dem stumpf wirkenden Papier- maché seltsam fremd.
Auch Werke zweier Bühnenbildner sind in der Schau präsent: Ferdinand Wögerbauer und Johann Schwarz. Durchdringen und Enthüllen ist die Methode von Johann Schwarz. Er arbeitet mit pflanzlich gegerbtem Schweinsleder, das menschlicher Haut ähnelt. Ein chemisches Verfahren macht die vergrößerten, verschieden großen Rasterpunkte der Fotografie auf der Hautoberfläche als grafisch-abstrahiertes Muster sichtbar. Erst im Abstand von mehreren Metern wird das Muster der grau schimmernden Rasterpunkte zu einem menschlichen Bildnis: Es ist Pius XII., mit dessen Namen der Vorwurf päpstlichen Schweigens gegenüber dem Holocaust verbunden ist.