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vom 29.09.2005 - Seite 023
Auf in die Ateliers am Wochenende!

Hautnah Kunst erleben: Die traditionsreichen "Tage des Offenen Ateliers" (1./ 2. Oktober) des Landes OÖ. werden heuer um eine interessante kunstdidaktische Ebene erweitert. Die OÖN sprachen mit Landesgalerie-Chef Martin Hochleitner auch über das neue Projekt "vorort".

VON IRENE JUDMAYER

OÖN: Erstmals ist heuer die oö. Landesgalerie in dieser Form prägend bei den Tagen des Offenen Ateliers. Gab es einen konkreten Anlass?

HOCHLEITNER: Anlässlich unseres Jubiläums "150 Jahre Landesgalerie" wollen wir damit ein ganz klares Statement als Landesgalerie und als Museumseinrichtung für Oberösterreich und oö. Kunstschaffende leisten.

OÖN: Wo sehen Sie den Wert einer derartigen Veranstaltung?

HOCHLEITNER: Es ist eine umfassende Vermittlungsbemühung. Und mit dem Projekt "vorort" können wir unsere diesbezügliche Stärke als Landesgalerie auch außerhalb unserer Räumlichkeiten der Öffentlichkeit anbieten.

OÖN: Was bedeutet das im konkreten Fall?

HOCHLEITNER: Wir stellen ausgewählten Kunstschaffenden unsere professionelle Infrastruktur zur Verfügung. Sowohl in der Landesgalerie selbst, als eben auch "vorort" in manchen Ateliers.

OÖN: Ist die Bevölkerung dabei aktiv eingebunden?

HOCHLEITNER: Auch. Es gibt ja zum einen Führungen nach dem Modell der Bundeskuratorin Lioba Redegger (basis tage), und zum anderen haben wir Workshops in einigen Ateliers. Dabei haben wir darauf geachtet, dass es auch eine sinnvolle regionale Streuung gibt. So bieten wir etwa Workshops bei Gabriele Berger im Atelier-Steinbruch zwischen Aigen und Rohrbach an. Dann beim Kunstpaar Maria Moser und Heinz Göbel in Frankenburg sowie bei Peter Bischof und Gabriele Kutschera in Bad Wimsbach. Hier ist es möglich, Kunstprozesse auch aktiv mitzuerleben.

Die Führungen werden vor allem in Linz angeboten, denn hier ist die größte Dichte. Aber wir sind auch in Peuerbach.

OÖN: Welche Funktion hatte die Landesgalerie in der Programmierung der Tage des Offenen Ateliers?

HOCHLEITNER: Ein wesentlicher Aspekt liegt darin, dass wir koordinierende Aufgaben wahrgenommen haben. Dadurch konnten wir auch "bessere" Künstler zum Mitmachen animieren.

OÖN: In den letzten Jahren hatten die Tage des Offenen Ateliers durch die Einbeziehung des Hobbybereichs den Ruf, inhaltlich zu verkommen?

HOCHLEITNER: Ja, Qualitätsverlust wurde bemängelt. Die sehr Guten hatten deswegen früher nicht mehr mitgemacht.

OÖN: Beim Blick auf die Teilnehmer fällt aber auf, dass die Hobbykunst noch immer stark vertreten ist.

HOCHLEITNER: Wir wollten bewusst niemanden ausklammern. Aber mit unserer Auswahl und Einladung zu "vorort" setzen wir unsere Marke als Landesgalerie.

OÖN: Sie nehmen also aus dem Gesamtpool der kreativ Schaffenden die Kunstschaffenden heraus und stellen sie in spezieller Form vor.

HOCHLEITNER: Ja, und unser Ziel dabei ist dieses klare Bekenntnis als Landesgalerie zu einer Kunstszene vor Ort. Wir verlassen die Museumsmauern und sehen, dass wir dadurch eine starke Bindung der Kunstschaffenden zu unserer Institution erreichen. Durch die Tage des Offenen Ateliers kommt noch die Achse zur Bevölkerung dazu: wunderbar!

Da lohnt sich mehr als ein "Blick": Martin Hochleitner vor einer Arbeit von Charlotte Wiesmann Fotos:privat


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