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26.05.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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"Die Kunst ist wichtig. Egal, ob von Männern oder Frauen" | ![]() |
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Die Malerin Edith Kramer (90), 1938 nach New York emigriert und als "Mutter der Kunsttherapie" bekannt, stellt gerade in Wien aus. | ![]() |
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Auch diesen Sommer verbringt sie wieder am Grundlsee und,
ausgestattet mit einem Trillerpfeiferl für die Not, in ihrer Almhütte im
Eibel - "auch wenn ich jetzt nicht mehr hinaufkraxeln kann, sondern mit
dem Versorgungshubschrauber mitfliege", erzählt Edith Kramer. "Mit 86 habe
ich's noch gut können, mit 87 noch grad, aber jetzt, mit 90, kann ich
nicht mehr hinaufsteigen." Jedenfalls wird sie dort oben wieder malen -
denn irgendeiner künstlerischen Betätigung müsse sie nachgehen - "immer,
immer, immer". Gerade hat sie eine Ausstellung ihrer Bilder in der Wiener Galerie Kovacek eröffnet: gegenständliche, zu Beginn leicht expressive, später fast realistische Malerei - "surrealistisch" sagt sie selbst. Ihr Selbstporträt "Das schwarze Auge" von 1943 kaufte gleich das Jüdische Museum. Andere Leinwände zeigen Stillleben oder Studenten - Kramer unterrichtete lange auf der New York University, wo sie heuer, wegen ihrer Schwerhörigkeit, wie sie sagt, nur mehr zwei Vorträge hält, zu Aggression und Sublimierung. Die Tochter aus jugendbewegt jüdischem Haus, die 1938
jung und erlebnishungrig nach New York emigrierte, gilt als "Mutter der
Kunsttherapie" - in Österreich im Gegensatz zu Deutschland oder den USA
nicht anerkannt. Zum Teil stützt sich die Richtung auch auf den
Kinderunterricht des Kinetismus-Gründers Franz Cizek (s. o.). Und
auch Kramer wurde ab dem Alter von fünf von einer Cizek-Schülerin
unterrichtet. Doch als diese die 12-Jährige zum Meister selbst brachte,
"war ich schon zu reif", so Kramer. Prägend für sie wurde dagegen ihre
kommunistisch engagierte Lehrerin Friedl Dicker-Brandeis, der sie 1934 ins
Exil nach Prag folgte. 1944 wurde Dicker-Brandeis in Auschwitz ermordet -
an die Zeichenstunden, die sie den Kindern in Theresienstadt schenkte,
denken Überlebende bis heute begeistert zurück, berichtet ihre ehemalige
Schülerin. "Die Friedl war schon ein besonderer Mensch. Winzig klein, noch
kleiner als ich, und energiegeladen." Ihre eigene Arbeit mit Kindern ersetzte Kramer dann die eigenen. Ein Leben lang blieb sie unverheiratet und kinderlos. "Ich lebe gerne allein - es ist nicht so, dass ich nie jemanden gefunden hätte. Ich war ja nicht so schiach", sagt sie schmunzelnd. "Aber die Malerei war für mich zentral." Also keine feministischen Gründe? "Was? Nein. Die Kunst
ist wichtig. Egal ob von Männern oder Frauen. Es gibt von beiden mehr
schlechte Künstler als gute." Wobei Kramer "gute Kunst" recht genau
definiert: "Kunst war immer am besten, wenn sie einer sozialen Funktion
diente. Heutzutage existiert sie im Leerlauf, das tut ihr nicht gut." Auf
Nachfrage kann sie jedoch auch der eigenen Kunst - außer einem Mosaik in
der Subway-Station Spring Street - keine "soziale Funktion" konstatieren.
Und beschließt: "Als figürlicher Künstler war ich eben die meiste Zeit
sehr unmodern." sp Ausstellung: bis 30. 6., Galerie Kovacek,
Spiegelg. 12; Mo.-Fr. 10-18, Sa. 10-14 Uhr. |
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