Nur wenige der jungen Künstler in der
Ausstellung spielen in ihren Arbeiten auf die kommunistische Vergangenheit
an, wie etwa die in Wien lebende Magda Tóthova, die in einem Video einen
gipsernen Lenin-Kopf leidenschaftlich küsst - eine erotisch aufgeladene,
irritierende Szene.
![Still aus einem Video von Magda Tóthova](00060419-Dateien/3-khaus_tothova.jpeg) |
Still aus einem Video von Magda
Tóthova |
Rot-weiße Transparente wie von einem KP-Aufmarsch hat Stanislav Masár
im Künstlerhaus aufgehängt; statt Politslogans liest man Werbesprüche auf
slowakisch: "PROTI LUPINAM" - "Gegen Schuppen", oder den sattsam bekannten
Slogan einer Elektronikfirma: " ROBME VECI LEPSIE" - "Let's make things
better".
Der Koran als Farbrechteck
Die meisten Künstler wenden sich aber international aktuellen Themen
zu. Etwa Marek Kvetán: Er hat ein Softwareprogramm entwickelt, das Texte
in Farbpixel umwandelt. Derart transformiert, wird der gesamte Koran (in
englischer Sprache) als großes irisierendes Farbrechteck vor einem
Leuchtkasten dargestellt.
Spielerischer Feminismus
Ganz von selbst hat sich in der Ausstellung ein Frauenschwerpunkt
ergeben.
![(Zum Vergrößern anklicken)](00060419-Dateien/3-18-t.jpeg) |
(Zum Vergrößern
anklicken) |
Die sich wandelnde Position von Frauen in der slowakischen Gesellschaft
beschäftigt die dortigen Künstlerinnen sehr. Feministische Anliegen werden
da ohne Larmoyanz, in spielerisch-ironischer Form transportiert.
So hat die in Bratislava lebende Rumänin Aneta Mona Chisa in einem
Video das Tapp- und Tastkino von Valie Export nachgestellt. Die
österreichische Künstlerin ließ sich seinerzeit durch eine Box von
Passanten die Brüste betasten. Bei Aneta Mona Chisa ist es ein Mann, der
die Frauen in den Straßen scheinbar an seine besten Teile heranlässt -
oder bekommen die beherzten Tapperinnen eine Atrappe zu fühlen? Im Video
bleibt das offen.
Universaler Lebensstil
Der Fotograf Martin Kollár hat ein Jahr lang die Slowakei bereist und
das Leben der Mittelklasse im Land dokumentiert. Eine (Roma-)Familie heizt
auf dem Pflaster vor einem neuen Supermarkt ein Lagerfeuer an; sportliche
Pensionisten schwimmen in einem Eisloch.
![Martin Kollár fotografiert das Leben der Mittelklasse](00060419-Dateien/3-eis.jpeg) |
Martin Kollár fotografiert das Leben der
Mittelklasse |
"Als ich die Bilder in den USA ausgestellt habe", erklärt der Künstler,
"glaubten die Besucher, Szenen aus dem amerikanischen Alltag zu sehen. Der
Supermarkt und die Logos auf den Fotos zeigen, wie auch bei uns der
american way of life regionale Eigenheiten verwischt. Ich glaube, die
Menschheit steuert auf einen Universal-Lebenssstil zu."