Werbung, Religion und die Stellung der Frau

Die meisten der jungen slowakischen Künstler wenden sich in ihren Arbeiten international aktuellen Themen zu.


Nur wenige der jungen Künstler in der Ausstellung spielen in ihren Arbeiten auf die kommunistische Vergangenheit an, wie etwa die in Wien lebende Magda Tóthova, die in einem Video einen gipsernen Lenin-Kopf leidenschaftlich küsst - eine erotisch aufgeladene, irritierende Szene.

Still aus einem Video von Magda Tóthova
Still aus einem Video von Magda Tóthova

Rot-weiße Transparente wie von einem KP-Aufmarsch hat Stanislav Masár im Künstlerhaus aufgehängt; statt Politslogans liest man Werbesprüche auf slowakisch: "PROTI LUPINAM" - "Gegen Schuppen", oder den sattsam bekannten Slogan einer Elektronikfirma: " ROBME VECI LEPSIE" - "Let's make things better".

Der Koran als Farbrechteck

Die meisten Künstler wenden sich aber international aktuellen Themen zu. Etwa Marek Kvetán: Er hat ein Softwareprogramm entwickelt, das Texte in Farbpixel umwandelt. Derart transformiert, wird der gesamte Koran (in englischer Sprache) als großes irisierendes Farbrechteck vor einem Leuchtkasten dargestellt.

Spielerischer Feminismus

Ganz von selbst hat sich in der Ausstellung ein Frauenschwerpunkt ergeben.

(Zum Vergrößern anklicken)
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Die sich wandelnde Position von Frauen in der slowakischen Gesellschaft beschäftigt die dortigen Künstlerinnen sehr. Feministische Anliegen werden da ohne Larmoyanz, in spielerisch-ironischer Form transportiert.

So hat die in Bratislava lebende Rumänin Aneta Mona Chisa in einem Video das Tapp- und Tastkino von Valie Export nachgestellt. Die österreichische Künstlerin ließ sich seinerzeit durch eine Box von Passanten die Brüste betasten. Bei Aneta Mona Chisa ist es ein Mann, der die Frauen in den Straßen scheinbar an seine besten Teile heranlässt - oder bekommen die beherzten Tapperinnen eine Atrappe zu fühlen? Im Video bleibt das offen.

Universaler Lebensstil

Der Fotograf Martin Kollár hat ein Jahr lang die Slowakei bereist und das Leben der Mittelklasse im Land dokumentiert. Eine (Roma-)Familie heizt auf dem Pflaster vor einem neuen Supermarkt ein Lagerfeuer an; sportliche Pensionisten schwimmen in einem Eisloch.

Martin Kollár fotografiert das Leben der Mittelklasse
Martin Kollár fotografiert das Leben der Mittelklasse

"Als ich die Bilder in den USA ausgestellt habe", erklärt der Künstler, "glaubten die Besucher, Szenen aus dem amerikanischen Alltag zu sehen. Der Supermarkt und die Logos auf den Fotos zeigen, wie auch bei uns der american way of life regionale Eigenheiten verwischt. Ich glaube, die Menschheit steuert auf einen Universal-Lebenssstil zu."

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