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Kunstberichte
Die Ausstellungshalle des MAK widmet sich Plakaten – mit historischen Beispielen und einem aktuellen "Best of"

Das Bildmedium des 20. Jahrhunderts

Greller Beitrag aus Österreich: Ein Plakat für EOOS Design von Günter Eder und Roman Breier. Foto: Prader/Eder/Breier/100 Beste Plakate

Greller Beitrag aus Österreich: Ein Plakat für EOOS Design von Günter Eder und Roman Breier. Foto: Prader/Eder/Breier/100 Beste Plakate

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Derzeit verweisen das Wien Museum, die Angewandte im Heiligenkreuzerhof und nun auch noch das MAK auf die Bedeutung der Plakatkunst im 20. Jahrhundert. Diese dem Design – vormals dem Kunstgewerbe – zugerechnete Kunstform überflügelte 1930 die Malerei an Modernität. Nun zeigt das MAK – neben einem historischen Bogen mit den schönsten und teils skandalösesten Beispielen aus der eigenen Sammlung – insgesamt 100 Plakate, die von einer Jury zu den besten Sujets des Jahres 2008 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gewählt wurden.

Die Doppelschau erfordert unterschiedliche Präsentationen: Während die aus 18.000 Beispielen ausgewählten, historischen Künstlerplakate in Rahmen bei gedämpftem Licht in der Mittelhalle hängen, sind jene des aktuellen Wettbewerbs in einer Art Blätterwald auf Stangen versammelt.

Ein schöner Gegensatz. Und: Auch ohne eine aufwendige Inszenierung verbünden sich Schrift und Bild wirkungsvoll mit der Architektur der Ausstellungshalle. Außerdem kann der unkonventionelle Blätterwald durch sein Über- und Nebeneinander die Unterschiede zwischen einzelnen Positionen, Künstlern und Agenturen verdeutlichen.

Unbekannt bis jetzt war etwa ein grafischer Entwurf der Künstlerin Erika Giovanna Klien, der dann einer konservativeren Lösung zum Opfer fiel. Ein gelungenes Beispiel von 1911 für das Kabarett Fledermaus vom Filmemacher Fritz Lang und ein noch nie gezeigtes Ausstellungsplakat von Egon Schiele (1913) ergänzen Bekanntes von Alfred Roller, Josef Binder und Friedrich Kiesler.

Im Jahr 1938 verließen viele bedeutende Grafiker das Land – erst in den 50er Jahren konnten qualitätsvolle Plakate wieder Skandale entfachen: So etwa die Strumpfwerbung "Amazone" von Paul Aigner mit dem ersten bestrumpften Pin-Up Europas zu Pferde. Die Palmerswerbung sollte dann in den 70er Jahren die Feministinnen erzürnen.

Wenig aus Österreich

Der Bogen endet mit den bekannten Meisterklassenleitern der Angewandten, dazu treten große Namen wie Arnulf Rainer, Friedensreich Hundertwasser, Tino Erben, Georg Schmid und Erwin Wurm. In der kontrastreichen Gegenwart ist das Spektrum breit: 1521 Arbeiten wurden für die 100-Plakate-Schau eingereicht, die erstmals vor vier Jahren stattfand und aus einem Studentenprojekt in Potsdam hervorging. In der heurigen Ausgabe erweist sich die österreichische Plakatszene zwar als künstlerisch gleichwertig, sie reichte jedoch nicht viele Entwürfe ein. Die neue Ausstellung im MAK könnte ein Umdenken bewirken.

Aufzählung Ausstellung

2 x 100 Beste Plakate im MAK
Peter Klinger (Kurator)
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
http://www.mak.at
bis 10. Jänner 2010

Printausgabe vom Mittwoch, 25. November 2009

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