Wien
- Zu einer "Winterreise" lädt das Wiener Leopold Museum bis 27. April.
Nachdem man sich 2006 vor allem den Gemälden von Robert Hammerstiel
gewidmet hat, so zeigt man nun Zeichnungen und Druckgrafik des 1933 im
Banat geborenen Künstlers. Die titelgebende Winterreise habe dabei
mehrfache Bedeutung, betonten Elisabeth Leopold, die Gattin des
museologischen Direktors Rudolf Leopold, der auch als Kurator der Schau
verantwortlich zeichnet, und Hammerstiel unisono am Donnerstag.
Die Präsentation der rund 75 Werke wird von Holzschnitt- und Zeichnungs-Zyklen zu Franz Schuberts "Winterreise" dominiert - eindrucksvolle, düstere, expressive Blätter. "Ich habe selber die Winterreise erleben müssen", bekräftigte Hammerstiel: In einer Winternacht des Jahres 1945 war er mit einem Freund aus dem Lager unweit seines Heimatortes Werschetz geflohen, in dem die deutsche Bevölkerung interniert war, um bei ungarischen und serbischen Nachbarn für seine Familie etwas Essbares zu erbitten. Diese traumatische Winterreise findet sich in den berührenden Blättern eines Skizzenbuches in einer Vitrine im Zentrum des Ausstellungsraumes.
Robert Hammerstiel gelang als 14-Jähriger die Flucht nach Österreich, wo er zunächst eine Bäckerlehre absolvierte, ehe er während seiner Arbeit als Gießer in Ternitz an der Wiener Kunstschule Malerei studierte. Wie sehr die Erfahrungen seiner frühen Kindheit sein Werk geprägt haben, zeigt sich auch an zwei im Vorjahr entstandenen großformatigen Arbeiten: einen "Totentanz" und eine Auseinandersetzung mit den "Kindertotenliedern". Die Ausstellung stellt eine echtes Kontrastprogramm zu seiner monumentalen, bunten, 4.000 Quadratmeter großen Arbeit dar, mit der Hammerstiel 2007 den Wiener Ringturm zum "Turm des Lebens" umgestaltete. (APA)