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Grandiose Linz-Blicke in sieben Wohnzimmern

Ja! Hurra! Bravo! Genau das ist es, was wir uns von der Kulturhauptstadt Linz 2009 zwar immer gewünscht, doch bisher kaum bekommen haben: die Präsentation des eigenen, urtümlichen, somit unverwechselbaren Linz-Profils, das auch im internationalen Vergleich hochkarätigen Bestand hat.

Ja: Mit der heute, 19 Uhr, startenden Ausstellung „Linz Blick“ im Kunstmuseum Lentos haben wir das nun. Hurra: Es ist mit rund 79 Werken von Demeter Koko über Egon Hoffmann, Oskar Kokoschka bis herauf zu Otmar Zechyr, zu Gunter Damisch, zu Dietmar Brehm, zu Lorenz Estermann auch hervorragend bestückt. Tondokumente – etwa mit Bewohnern des einstigen idyllischen Stadtteiles St. Peter, der zur Nazi-Zeit den Göring-Werken weichen musste – ergänzen den Linz Blick.

Das eingangs ebenfalls erwähnte „Bravo“ gebührt der Kunsthistorikerin und Ausstellungsgestalterin Andrea Bina. Ihre Idee, die hundert Jahre umspannenden Stadtbilder mit Wohnzimmer-Mobiliar zu bestücken (Ausstellungsarchitektur: „Any:Time architekten“), vermittelt sowohl Atmosphäre als auch „Augenzwinkern“. Bestens erlebbar ist dies etwa im „Linzer Zimmer“, dessen Interieur Arbeiterkultur, bäuerliche Tradition sowie Bürgertum vereint und auch zum Schmökern in Linz-Büchern einlädt. An den Wänden: historische und zeitgenössische (Judith Kaltenböck) Goldhaubenbilder im spannenden Miteinander.

In Linz müsste man sein...

Spannend aufbereitet sind auch die anderen sechs „Wohnzimmer“. Mit unterschiedlichen Sitzmöbeln symbolisieren sie unterschiedliche Zeiten. Das erste ist zudem mit einer Bordüre literarischer Zitate über Linz versehen. Von Qualtingers „In Linz müsste man sein...“ bis zu Bachmann, Bernhard, Franzobel. In die Zimmer hinein hat Bina die Linz-Blicke choreographiert. Sie stammen hauptsächlich aus den Museumsbeständen der Stadt Linz (Lentos, Nordico), ergänzt um einige Leihgaben. Nicht chronologisch geordnet, sondern nach Themenkreisen, nach Bildvokabular, nach gestischen Rhythmen, nach Stimmungen. Besonderes Schmankerl: Es gibt sogar Stadtführungen zu den Motiven der Ausstellung.

Solcherart begegnet man Kokoschkas berühmter „Linzer Landschaft“ (1955), auch Prachenskys „Dom“ (1922), Zechyrs Monolithen „1000 Jahre Linz“ (1989), auch Seismographischem von Rudolf Hoflehner. Man verliert sich im detailreichen „Sturm“ von Hauenschild/Ritter, in auch politisch Relevantem von Fritz Aigner, im Zeichentrick Edith Staubers. Man sieht Fotos, Gemälde, Grafiken von Klemens Brosch, von Franz Blaas, Anton Lehmden, Adalbert Stifter, Franz von Zülow. Man begegnet einer lyrischen Zeichnung der Hatschek-Villa (1956) von einer gewissen Waltraud Lehner, die heute als „Valie Export“ weltberühmt ist.

Und: Man begegnet der paradoxen Erkenntnis, dass gerade diese Linz-typischeste Ausstellung keineswegs Teil des Programms von Linz09 ist...

Info: bis 19. April; tägl. 10-18, Do 10-21 Uhr; www.lentos.at; 0732/ 7070-3600.
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