PerformancekünstlerInnen, die auf eine Dokumentation ihrer performativen Arbeit verzichteten, sind heute meist vergessen. Die Mehrheit war sich der Notwendigkeit bewusst, ihre Aktionen über den Moment ihrer Ausführung hinaus zu erhalten. Zuerst als Pressebild, dann als historisches Zeugnis und schließlich als Kunstwerk werden die Fotografien und Filme Teil eines kulturellen, öffentlichen Archivs. Letztlich sind es nur einige wenige ausgewählte Bildmomente, die den Mythos des Einmaligen festhalten und in den Kanon der Bilder Eingang finden.
Was gezeigt wird
Die von Barbara Clausen kuratierte Mumok-Schau präsentiert bis 4. Dezember Arbeiten von Carola Dertnig, Daniel Guzman, Luis Felipe Ortega und Seth Price, die sich mit der Rezeptionsgeschichte der Performancekunst und ihren Dokumentarismen aus den 1960er und 1970er Jahren befassen. In der Ausstellung treten ihre Videos, Fotografien, Grafiken und Zeichnungen mit dem von ihnen als Vorlage angeeigneten Dokumentationsmaterial von Joan Jonas, Bruce Nauman, Paul McCarthy, Terry Fox und dem Wiener Aktionismus in einen visuellen Dialog. Mittels Aneignung, Rekonstruktion und Interpretation erkunden sie das Verhältnis der Performancekunst zur eigenen Geschichte. Gemeinsamer Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist die Frage nach der Inszenierung des Dokumentarischen in der Performancekunst.
Von 4. bis 6. November veranstaltet das MUMOK ein Symposium, bei dem die verschiedenen Entstehungsgeschichten der Performancekunst, ihre Medialitäten und ihre Einschreibung in die Kunstgeschichte diskutiert werden. Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind Babette Mangolte, Doris Kolesch und Anette Jael Lehmann, Sam Gold, Philip Auslander, Michaela Pöschl, Christian Janecke, Carrie Lambert, Eva Badura-Triska und Barbara Clausen. Der Eintritt ist frei.(APA)