Kunstproduktion und Kunstdiskurs sind heute siamesische Zwillinge. Das Depot, vom letzten Kunstkurator Wolfgang Zinggl gesponsert und in eine sozialkritische Richtung gelenkt, hat sich dieser neuen Art der Kunst verschrieben. Das Depot fußt auf zwei Säulen: Erstens auf den Vorträgen und zweitens auf einer gut sortierten Bibliothek.

Bilder, nein danke

Sowohl die Vorträge als auch die Bücher, die man ihm Depot lesen kann, weisen eindeutig in eine Richtung: Weg von dem, was sich jahrelang "Kunst" nannte, hin zu einer neuen Kunst. Diese Kunst produziert keine Bilder mehr, sondern sie produziert Diskurse, will "Meinung" bilden und "Meinung" verändern. Der Kunstbegriff wird gedehnt und ausgeweitet, mitunter soweit gedehnt, dass die Kunst ganz verschwindet.

Und so findet man im Depot zunehmend Vorträge, die mit dem Feld "Kunst" auf den ersten Blick nichts mehr gemein haben. Das hat damit zu tun, sagt Elisabeth Krimbacher, Kuratorin der Vortragsreihe "All right, what's left?", dass die Kunst heute selbst alle Felder des Sozialen vereinnahmt. Will man die Kunst in all ihrer Breite abbilden, dann muss man all diese Verästelungen nachzeichnen.

Videos, Verbrechen und Leibeigenschaft

Im Oktober-Programm des Depots findet man die Kunst dort, wo man sie nicht vermutet hätte. Da gibt es zum Beispiel ein Seminar zum Thema "Architektur und Verbrechen". Hier werden die verschiedensten Aspekte des Verbrechens und der Delinquenz behandelt.

Repräsentationsbauten, die sich als Terrorobjekte geradezu anbieten, werden hier ebenso kritisch behandelt wie der Wettlauf zwischen Kriminellen und Exekutive. In einem anderen Seminar kann man sich über die Geschlechterdifferenz im Film informieren und die unterschiedlichen Aspekte der Körperwahrnehmung im Kino erkunden. Für Van Gogh und Renoir ist da kein Platz mehr.