Gut, das hier ist zwar nicht das Finanzministerium, aber auch in der Kunst gibt es ordentlich mächtige Positionen und viel Marie zu verteilen. Und mehr Glamour hat das Ganze sowieso, meine Exkollegen von der Bank sind total fertig... vom Spaß gar nicht erst zu reden! Wie ich diese Museumsdirektoren vorgeführt hab', herrlich. Am Anfang waren's noch richtig goschert, jetzt sind's alle ruhig und kennen sich nicht mehr aus. Vor allem der große feine Herr von der Grafiksammlung, der da so unsozialistisch in dem Innenstadt-Palais residiert wie ein Fürst. Dem hab' ich's als Erster gezeigt. Wer es ruhig haben will, muss sich am Anfang halt schon ein bisserl anders, ein bisserl, sagen wir, kooperativer zeigen. Und jetzt läuft auch noch sein Vertrag aus nächstes Jahr, so ein Pech.
So ein Büro, mitten im schönen Marmor dort oben auf der Bastei, das hätt' schließlich was... Das lass' ich mir dann auch so schick vom Noever ausstatten wie die Chefin. So ein Designbüro, das hätte jeder Banker gern. Ja, der Noever, das ist schon ein schlauer Fuchs. So auf Distanz ist die Chefin immer mit allen, aber der hat sie irgendwie eingefangen mit seinem Charme. So ein kleines Ehrenrunderl geht sich jetzt sicher aus für ihn. Wenn's der Leopold lebenslang kann, dann kann's der Noever schon lange. Das muss ich noch von meinen drei Moderatoren checken lassen.
Schön, wie drei
das machen mit dem Diskutieren. Stunden über Stunden wird da geredet
und die Sirs und Ladys, die tanzen brav an alle mit ihren herzigen
finanziellen Hoffnungen im Hinterkopf. Und ich kann derweil in aller
Ruhe meine Fäden spinnen, das Spiel hab' ich bei meinem Oligarchen in
Russland lang genug gelernt. Die lästigen Herren vom Mumok, vom KHM und
von der Albertina bin ich eh bald los. Und dann wird alles noch
einfacher. So eine Holding zum Beispiel, wie sie's bei den Theatern
gibt. Die tät' den Museen sicher auch gut. Und ihr Springer, der bin
dann ich. Da kann die Regierung ruhig auch wieder aufhören zu arbeiten,
da kann die Chefin ruhig der Kirchberger holen, mich kriegt dann keiner
mehr so leicht weg. So, jetzt lass' ich die nächsten Bewerber fürs KHM
zum Interview zu mir kommen. Damit endlich was weitergeht. Mei, wär'
das jetzt schon schön im neuen Büro...“
almuth.spiegler@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)