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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27. Oktober 2004
09:59 MESZ
Von
Franz Niegelhell

Ausstellung 20. bis 30. Oktober 2004, geöffnet während der Veranstaltungen und nach Vereinbarung; echoraum, Sechshauser Straße 66, Tel.: (01) 812 02 09
 
Foto: echoraum

Rasen im Prinzip der Serie
Serielle Bildkompositionen in größter Schlichtheit als künstlerische Antwort auf die mediale Reizüberflutung

Der Wiener echoraum präsentiert die Schau "In Serie" mit Arbeiten von Fritz Bergler.


Wien - Dass Bildermachen heutzutage eine schwierige, aber umso spannendere Herausforderung ist, zeigt die Ausstellung In Serie von Fritz Bergler im echoraum. Serielle Prinzipien, die ein Grundsatz von Berglers Arbeiten sind, scheinen ein geeignetes Werkzeug zu sein, dieser Herausforderung zu begegnen. Zu sehen sind Arbeiten, die meist aus einer Reihe von einzelnen Bildern bestehen und mittels Rasterung kombinatorisch zu einem großen Ganzen gefügt sind. Einzelinformationen werden zu einem komplexen Bild.

So zeigen etwa die Arbeiten "Großes Rasenstück" genau das, was der Titel sagt. Die Bilder oszillieren allerdings hier zwischen einer realistischen Wörtlichkeit und einer formalen Abstraktheit, die durch den seriellen Bildraster zustande kommt. Es sind formale Eigenschaften, die sich etwa in der Minimal Art wiederfinden lassen. Kombiniert sind diese abstrakten Verfahren jedoch mit einer Gegenständlichkeit, die eine Äquivalenz von Dargestelltem und Darstellung, von Inhalt und Form ermöglichen.

Ganz klar erkennbar ist das etwa auch bei den ebenfalls gezeigten Eisenblechen von der Kutatschhütte auf der Schneealpe (Steiermark). Diese wurde im Jahr 2000, mit Ausnahme von Dach und Eingangsbereich, vollkommen mit beschriftetem Eisenblech umhüllt. Die Auswahl der Texte reflektiert die gegebene Situation: Haut (als symbolische Fläche zwischen Welt und Selbst), Materialität, Geschichte, Zeit.

Dazu auch ein Blitztext von Bodo Hell, der eigens für dieses Projekt geschrieben wurde. Immanenter Teil des Projektes war, dass durch den Einfluss der Witterung sich die Bleche veränderten, weiter rosteten - die Lesbarkeit der Texte löste sich auf. Berglers Arbeiten reagieren nicht zuletzt auf die mediale Bilderflut. Andy Warhol konstatierte hier einst: "Thirty are better than one", erhob das Prinzip der Serie zu einem wesentlichen Grundsatz seines Schaffens. Und zeigte mit seiner Bildsprache gleichzeitig Wege auf, ein Bild entstehen zu lassen, das man nicht geschaffen hat.

Berglers Ansatz scheint auf den ersten Blick Ähnlichkeit damit zu haben und weist doch in eine ganz andere Richtung: "Neben der Auseinandersetzung mit der ubiquitären Zeichenfülle, insbesondere mit der medialen Bilderflut und der damit verbundenen marktschreierischen Einforderung von Aufmerksamkeit, ist in einer komplementären Entwicklung eine Bewegung hin zu immer größerer Schlichtheit festzustellen, ja, zu einer gewollten ,Sinn-Entleerung'", beschreibt Gerhard Grössing Berglers Arbeiten.

Denn es geht nicht um einen konkreten historischen oder kulturellen Ort, der dargestellt werden sollte. Vielmehr entstehen hier Momente der Präsenz. Zur Ausstellung ist in der edition echoraum auch das Buch Fritz Bergler In Serie mit Texten von Gerhard Grössing, Bodo Hell und Peter Waterhouse erschienen. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2004)


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