Fantasie und raue Wirklichkeit

Das Historische Museum nicht unweit vom Karlsplatz, dem Treffpunkt zahlreicher Outcasts, gelegen, widmet sich in einer Sonderausstellung dem Thema "Armut".


Im Haupthaus am Karlsplatz wird eine sozio-historische Ausstellung gezeigt, die mit Hilfe von Themen wie "Mittelos", "Würdelos", "Heimatlos", "Obdachlos", "Schonungslos" und "Aussichtslos" sich dem Problem "Armut" anzunähern versucht.

Pfändung
Pfändung

Biedermeierliche Klischees und Exponate

Anhand von Biedermeiermaler wie Ferdinand Waldmüller, Peter Fendi und Johannes Martin Ranftl wird die oftmals verklärte Sozialromantik der Armut dargestellt. So malte Waldmüller 1857 ein Gemälde, wo die Verteilung von warmer Kleidung an arme Kinder am Michaelistag unter großem Hallo stattfindet. Weiters ist eine Almosenbörse aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Sie besteht aus zwei Seitentaschen. Eine Tasche war für die Münzen für Bettler bestimmt, denen man am Kirchgang begegnet.

Katholisches Armutsideal

Auch eine Bettlerkirche, ein kleiner Holzschrein aus dem 18. Jahrhundert, ist ausgestellt, mit der die Vaganten an die Frömmigkeit der Bauern appellierten um zu Geld zu kommen.
Die Ausstellung beleuchtet unter anderem das kirchliche Armutsideal und die Rolle der Bettelorden mit ihrem Wirken im städtischen Raum.

Radierung und Fotografie

Neben den älteren Exponaten ist die erste Radierung von Picasso zu sehen: "Das karge Mal" von 1904. Ein abgehärmtes Paar sitzt vor einem Tisch auf dem Brot ausgebreitet ist und eine leere Schüssel steht.

Zwischen dem historischen Rundgang sind immer wieder aktuelle Fotos von Obdachlosen eingestreut. Didi Sattmann und Reiner Riedler haben diese Randexistenzen fotografiert. Es sind nur kleine Fotos und sie nehmen nur einen geringen Raum in der von Hannes Etzlstorfer kuratierten Schau ein.

Psycho-soziale Verwahrlosung

Die Ausstellung widmet sich aber nicht nur der ökonomischen Armut vor der Haustür sondern auch der seelischen Armut in Gestalt der Wohlstandsverwahrlosung, der inneren Immigration, dem Verlust von sozialen Kontakten.

Tipp:

Die Ausstellung "Armut" ist bis zum 2. Februar 2003 im Historischen Museum der Stadt Wien am Karlsplatz zu sehen. Weitere Depancen sind die Virgilkapelle am Stephansplatz sowie das Schubertsterbehaus in der Kettenbrückengasse.

Link: Historisches Museum der Stadt Wien

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