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Hauptausgabe vom 12.09.2003 - Seite 007
Medienkunst, nicht nur für Außenseiter

VON CHRISTIAN PICHLER

Erschöpft, aber glücklich. So ließe sich die Stimmung gestern, am letzten Tag der Ars Electronica in Linz, zusammenfassen. CODE lautete das Thema, "die Sprache unserer Zeit" wurde in sechs Tagen mit einer Fülle von Ausstellungen, Symposien und Events verhandelt. Eine Bilanz?

Zahlen haben nur bedingte Aussagekraft. Immerhin: Während des Festivals gab es pro Tag fast 80.000 Zugriffe auf die Web-Adresse www.aec.at/code. Rund 30.000 Gäste wurden bei den Veranstaltungen gezählt, hinzu kommen 85.000 bei der visualisierten Klangwolke. Nicht erfasst sind damit jene, die sich womöglich auf der anderen Seite des Erdballs an interaktiven Projekten beteiligten. Oder jene Menschen, die die Telekletterwand an der Fassade der Linzer Kunstuni bestaunten. (Ein Projekt, das die an sich handliche Computertastatur in begreifbare, will sagen bekletterbare Dimensionen rückte.)

Die Veranstalter sprechen von einem "enormen Publikumsinteresse", Linz sei "erneut ins Zentrum der internationalen Medienkunst" gerückt. Was aber hat die Ars Electronica 2003 qualitativ gebracht?

Auf diese Frage lässt sich am besten mit Aussagen von Medienkünstlern und Besuchern antworten. Christine Schöpf, die gemeinsam mit Gerfried Stocker das Festival künstlerisch leitet: "Von den vielen Gesprächen habe ich den Eindruck gewonnen, dass es heuer nicht so sehr um die Technik ging, sondern darum, wie Software die Medienkunst oder das soziale Umfeld beeinflusst." Ein mögliches Fazit: Der Schwerpunkt der Ars verlagert sich von der spielerischen Herangehensweise hin zur Analyse.

Gerfried Stocker betont, dass ein gewisser Generationenkonflikt so nicht mehr existiere. Zudem sei die Offenheit neu, mit der Kunst und Wissenschaft miteinander kommunizieren. Mögliches Fazit: Medienkunst legt das Image ab, vorwiegend von (jungen) mitunter autistisch wirkenden Außenseitern betrieben zu werden.

PS: Die Ausstellung "Cyberarts" mit prämierten Prix-Projekten im Linzer O.K-Centrum läuft noch bis 21. September.


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