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Charim Galerie. Wie Helme sehen die rohgeformten Köpfe
aus, die Valie Export auf 60 schlanken Stelen über den Raum verteilt hat,
hart und weich zugleich in ihrer Materialität aus Wachs, Aluminium,
Bronze. Anstelle des Gesichts klafft ein Loch. Symbol der Wehrlosigkeit?
Oder Öffnung für einen stummen Schrei, der diesen Stellvertretern
entfleuchen möchte? Angesichts der Horrorbilder aus dem Kriminalarchiv,
die inmitten der Installation über einen Videoscreen flackern? Es könnte
aber auch das Wimmern sein, welches aus einem Nebenraum ertönt: Sechs
Monitore zeigen eine Stimmritze in Großaufnahme, offen wie eine Wunde. Und
um der Anatomie nochmals zuleibe zu rücken, hängt an der Wand eine
Computer-Überarbeitung eines medizinischen Stichs. Valie Export macht es
dem Besucher nicht leicht mit dieser Schau, die vor Figürlichkeit strotzt
- ein bislang ungewohnter Aspekt ihrer Arbeit. Sie konfrontiert ihn mit
Anspielungen auf Gewalt, Terror, Unterdrückung, zeigt aber auch die
Verletzlichkeit des Individuums auf. Eine unkomfortable Ausstellung, die
zum Nachdenken zwingt. In ihrer inhaltlichen Stringenz liegt ihre Größe
(I., Dorotheergasse 12/1. Stock; bis 28. Februar).
Galerie Chobot. Eine nützliche Lektion in Sachen Wiener
Kunstgeschichte erteilt diese Retrospektive über die Künstler (und Jazzer)
rund um die Galerie zum Roten Apfel. Im kurzen Bestehenszeitraum,
1959-1965, grenzten sich Karl Anton Fleck, Martha Jungwirth, Walter Malli,
Drago J. Prelog, E. Thage, Harun Ghulam Barabbas und andere heute
Vergessene selbstbewußt von den tonangebenden Phantastischen Realisten und
den Abstrakten der St.-Stephans-Galerie ab. Zwar mögen manche Werke heute
bieder erscheinen, andere hingegen beeindrucken durch ihre Balance,
Genauigkeit oder Explosivität (I., Domgasse 6; bis 21. Februar).
Galerie Mezzanin. Wie junge Künstlerinnen mit Video
umgehen, zeigt "Bearbeitete Blicke": Mit ihrem Loop eines stillen
Gewässers betreibt Flora Watzal eine Dekonstruktion des bearbeiteten
Bildes. Anne Speier bricht im Kurzfilm "Casting" die Logik filmischer
Abfolge und ersetzt sie durch eine verwirrende Atmosphäre angespannter
Intensität. Deutlicher dann Rebecca Carter, die in einem in Einzelfelder
zerlegten Video über Badende Strategien des begehrenden Blicks analysiert
(VII., Karl Schweighofergasse 12; bis 2. Februar).
© Die
Presse | Wien
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