So nicht!


Kritik, so sagte der französische Philosoph Michel Foucault im Jahre 1978 in seinem Vortrag "Was ist Kritik", ist immer eine Ablehnung des Status quo. Nicht so und nicht in dieser Art will man regiert werden. Man könnte dieses Diktum als den unsichtbaren roten Faden der Vortragsreihe mit dem schönen Titel "All right, what's left?" sehen. Denn das "So nicht" ist der fast allen Vorträgen zu Grunde liegende Subtext.

Nicht wissen wie

Sabotiert die Wahlen!, Februar 1989 (Zum Vergrößern anklicken)
Sabotiert die Wahlen!, Februar 1989 (Zum Vergrößern anklicken)
Die Idee zu dieser Vortragsreihe, sagen die Kuratorinnen Susanne Jäger und Elisabeth Krimbacher, bekamen sie durch unzählige Gespräche während ihrer Arbeit, bei denen immer eine große Unzufriedenheit mit den gegebenen Bedingungen zur Sprache kam. Das, was man ablehnte, war schnell formuliert, wie man aber etwas ändern kann, bei dieser Frage verstummten die Gesprächspartner.

15 Vorträge, von Oktober dieses Jahres bis Februar 2000 sollen nun der Frage nachgehen, wie sich die Gesellschaft zu Ende des Jahrhunderts darstellt und wie man sie ändern könnte.

Hoffnung?

Eines vorweg, Ideen zur Weltrevolution wird man bei den Vorträgen nicht zu hören bekommen. "Wir haben schnell bemerkt", stellen Jäger und Krimbacher fest, "dass wirkliche Lösungen und reale Alternativen zum Vorherrschenden nirgendwo zu finden sind." Und so behandeln die interessantesten Vorträge die Grenzen der Veränderung.

Alexander Brener und Barbara Schurz zum Beispiel wollen die Grenzen kulturellen Widerstandes aufzeigen, während der Berliner Theoretiker Michael Rutschky davon ausgeht, dass Gesellschaftskritik heute schon zum guten Ton gehört und sie deshalb wirkungslos ist. "Wer sich zu Wort meldet und etwas sagen möchte, beginnt mit Nein", so Rutschky.

Alles und Nichts

Die Vortragsreihe über "aktuelle kritische Positionen und Widerstandskultur" vereint in sich die verschiedensten Bereiche und wirkt deswegen in großem Maße heterogen. Fanzines werden ebenso abgehandelt wie die Frage nach den subversiven Möglichkeiten des Internet. Der "Fluchtraum Kultur" findet ebenso Platz wie Abhandlungen zur Popmusik.

Über die Qualität der einzelnen Veranstaltungen kann im Vorhinein natürlich noch nichts gesagt werden. Was aber auffällt, wenn man die Kurzbeschreibungen der Referenten liest, ist deren mitunter absurd anmutende Sprache. Da werden rhetorische Versatzstücke aktueller und weniger aktueller Philosophen aufs Wildeste vermengt und die Sätze sind nichts weiter als schön klingende Leerphrasen ohne jegliche Aussage. Aber anscheinend gehört es in der Kunst heute zum guten Ton, dass man seine Sprachlosigkeit mit wohl gedrechselten (meistens abgeschriebenen) Satzkonstruktionen zu übertönen versucht.

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