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"Winterreise": Leopold Museum zeigt Robert Hammerstiel

05.02.2009 | 16:35 |  (DiePresse.com)

Für den Zyklus "Winterreise" ließ sich der Künstler von Franz Schubert inspirieren. In Zeichnungen und Drucken verarbeitete Hammerstiel aber auch eigene Kindheitserlebnisse.

Zu einer "Winterreise" lädt das Wiener Leopold Museum ab heute, Donnerstag. Nachdem man sich 2006 vor allem den Gemälden von Robert Hammerstiel gewidmet hat, so zeigt man nun bis 27. April Zeichnungen und Druckgrafik des 1933 im Banat geborenen Künstlers. Die titelgebende Winterreise habe dabei mehrfache Bedeutung. Das betonten Elisabeth Leopold, die Gattin des museologischen Direktors Rudolf Leopold, der auch als Kurator der Schau verantwortlich zeichnet, und Hammerstiel unisono.

Die Präsentation der rund 75 Werke wird von Holzschnitt- und Zeichnungs-Zyklen zu Franz Schuberts "Winterreise" (Hammerstiel: "Ich liebe Schubert") dominiert - eindrucksvolle, düstere, expressive Blätter. "All' das wäre aber nicht verständlich ohne die traurige Kindheit des Robert Hammerstiel", sagte Elisabeth Leopold.

Als Kind aus Lager geflohen

"Ich habe selber die Winterreise erleben müssen", bekräftigte Hammerstiel: In einer Winternacht des Jahres 1945 war er mit einem Freund aus dem Lager unweit seines Heimatortes Werschetz geflohen, in dem die deutsche Bevölkerung interniert war, um bei ungarischen und serbischen Nachbarn für seine Familie etwas Essbares zu erbitten. Diese traumatische Winterreise findet sich in den berührenden Blättern eines Skizzenbuches in einer Vitrine im Zentrum des Ausstellungsraumes.

"Die dritte Winterreise ist über unser aller Leben gebreitet", meinte Elisabeth Leopold, "Wir sind ständig auf der Reise, auf der Suche nach Glück, Geborgenheit und Heimat." Diese "Sendung des Humanen" verbinde die Ausstellung auch mit der kommenden Barlach- und Kollwitz-Präsentation.

Flucht nach Österreich

Robert Hammerstiel gelang als 14-Jährigem die Flucht nach Österreich, wo er zunächst eine Bäckerlehre absolvierte, ehe er während seiner Arbeit als Gießer in Ternitz an der Wiener Kunstschule Malerei studierte. Wie sehr die Erfahrungen seiner frühen Kindheit sein Werk geprägt haben, zeigt sich auch an zwei im Vorjahr entstandenen großformatigen Arbeiten: einen "Totentanz" und eine Auseinandersetzung mit den "Kindertotenliedern".

Die Ausstellung stellt eine echtes Kontrastprogramm zu seiner monumentalen, bunten, 4.000 Quadratmeter großen Arbeit dar, mit der Hammerstiel 2007 den Wiener Ringturm zum "Turm des Lebens" umgestaltete. "Ich hasse nichts so sehr wie einen seichten Manierismus", so der Künstler heute. Die Vienna Insurance Group, in deren Kunstsammlung Hammerstiel seit langem vertreten ist, förderte übrigens auch die jetzige Museums-Schau.


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