Kultur

Wann ist Kunst Kunst?

14.03.2007 | SN
HERBERT GIESE

Es ist kaum zu glauben, aber diese essenziellste aller (Kunst-)Fragen entschlüpfte in der Vorwoche einem österreichischen Politikermund. Noch dazu einem vom Amte her berufenen. Die neue Kulturministerin stellte sie (im "Standard"), und wir sollten uns fragen, ob uns das freut.

Gestellt wurde sie als Antwort auf die Frage nach der ministerlichen Haltung bezüglich der Absetzbarkeit von Sponsoring und Kunstkäufen, begleitet von den Worten "das ist ein heikles Thema" und zum Drüberstreuen noch vermanscht mit der Künstlersozialversicherung. Zugegeben, es hat etwas für sich, über Berechtigung und Anspruch nachzudenken. Nur - wenn einer Kulturministerin zum Thema nichts einfällt als vorauseilende Verunglimpfung, dann Gute Nacht, Kulturland Österreich.

Nichts anderes ist es als Verunglimpfung, Verdächtigung und Unterstellung. Denn was heißt der als Frage formulierte Vorbehalt "Wann ist ein Kunstwerk ein Kunstwerk"? Heißt das nicht, dass bei möglicher steuerlicher Absetzbarkeit von Kunstkäufen "hochderoselbst" einmal vermutet wird, dass hier betrogen wird? Dass es nicht um Kunst geht, sondern um Unterschleif? Oder dass die, die in den Genuss einer Künstlersozialversicherung kommen wollen, sowieso nur Schmarotzer sind, und dass man überprüfen muss, "wann was echte Kunst" ist?

Wenn es das heißt, dann feiert er fröhliche Urständ, der amtsbekappelte, ärmelschonerische "Unterthanenstaat", der sich aufschwingt zum Richter über den Parnass, bei dem die Frage nach dem Kunstwert in den Mahlstrom Zensur mündet. Und es heißt, dass wieder einmal die Politik entscheidet, was Kunst ist. Und dass die "Freiheit der Kunst" als Fundamentalsatz unserer Demokratievorstellungen wieder ausgespielt hat. Diesmal halt nicht aus ideologischen, sondern aus ökonomischen Gründen.

Etwas irritiert besonders: Dass das Ganze von links kommt, aus der Richtung jedenfalls, aus der man üblicherweise Solidaritätsproklamationen für alles was Fortschritt in der Kunst bedeutet, zu hören bekommt: für die Avantgarde, für die Autonomie der Künstler, für die Freiheit ihres Schaffens. Jetzt hat das "für" offensichtlich ausgespielt, und das "gegen" hat die Oberhand gewonnen.

Oder haben wir Frau Claudia Schmied missverstanden? War das alles nur ein Irrtum? Und werden Probleme doch noch mit Begeisterung und visionärer Kraft gelöst? Statt mit Misstrauen, Anpatzerei und einiger Menschenverachtung?E-mail: hg@gieseundschweiger.at

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