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22.05.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Krinzinger Projekte: Grusel - Michitsch: Augenspiel

kunstraum

Horrorkabinett oder Kinderzimmer? Auf Ken Kagamis Setting trifft wohl beides zu. Da sitzen Fliegen auf einem Puppenkadaver, grinsen uns Totenkopffratzen hämisch an, verschlingen monströse Plüschtiere andere, liegen angeknabberte Plastikfinger im Raum verstreut und auch ein paar Stoffteile, die aussehen wie jene Substanz, die wir dezent "Verdautes" nennen. Kagami, 1976 in Tokio geboren und erstmals mit einer Solo-Show in Wien präsent, knüpft in seiner Installation "Hellowien" an das gleich klingende Brauchtum keltischen Ursprungs an. Die Abartigkeit mancher Szenen lässt aber unweigerlich auch an Mangas kinderpornografischen Inhalts denken, an so genannte Lolicons. Zeichnungen von Hund Snoopy mit zu langen, verrenkten Gliedmaßen und von Charly Brown, den eine Hacke im Schädel plagt, sind dementsprechend harmlose Bestandteile eines insgesamt materialaufwendigen Konzepts, das vor allem einer Sache frönt: dem Spektakel. (bis 27.5., Schottenfeldgasse 45, Wien 7).

Michitsch: Augenspiel

Josef Albers (1888-1976) hat die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflusst. 1933 emigrierte er von Deutschland in die USA, wo er der Pädagogik des Weimarer Bauhauses der 1920er Jahre verpflichtet, eine prägnante geometrische Formensprache von höchster technischer und malerisch-zeichnerischer Perfektion entwickelte. Als Lehrer war er wegweisend für eine ganze Generation amerikanischer Künstler der Op-Art, der kinetischen Kunst, des Colourfield Paintings, der Neuen Abstraktion.

Mit 18 Arbeiten aus den 50er bis 70er Jahren gibt Elisabeth Michitsch an ihrem neuen Galeriestandort Einblick in Albers' progressives Schaffen. Die Exponate dieser museumswürdigen Schau kommen aus Privatbesitz. Neben den "Variants" sind es vor allem Werke aus der Serie "Hommage to the Square" (ab 154.000 €), in denen sich Albers' Studien über die Wirkung optischer Phänomene markant ablesen lassen. Das Muster ist mathematisch streng durchdacht: Albers schachtelte monochrome, farblich nuancierende Quadrate übereinander. Als Konstruktionsschema diente ein Fadenkreuz, dessen horizontale Linie unterhalb der Bildmitte verlief. Hiervon ausgehend, hat der Meister ein Linienraster erdacht: Vertikal in gleichmäßigem Abstand wurde die Bildfläche 8-fach, horizontal in ungleichmäßigem Abstand 9-fach unterteilt. In der Reihe "Structural Constellations" täuscht Albers mit Lineaturen Tiefenräumlichkeit vor. Wie sein Kollege Victor Vasarely leistete er damit auf dem Gebiet der Op-Art Pionierarbeit. (bis 17. 6., Operng. 7/12, Wien 1). Manisha Jothady

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