Artist-in-Residence-Programm

Seit heuer stehen im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms im "quartier21" vier Künstlerstudios für internationale Kulturschaffende zur Verfügung.


"Es ist ein Missverständnis, dass wir unser Künstlerstudio-Programm nicht bewerben wollen. Das ist natürlich kein Geheimprojekt, das im Stillen blüht, sondern eines der Highlights des 'quartier21'. Durch das Empfehlungsvorrecht der 'quartier21'-Kulturanbieter sind die Studios ja großteils belegt. Und jetzt, wo das Künstlerstudio-Programm nun wirklich angelaufen ist, werden wir es auch verstärkt promoten", resümiert Michaela Rapp, Koordinatorin des 'quartier21' im Wiener Museumsquartier (MQ), nach den Erfahrungen der ersten sechs Monate.

Eingang Künstlerstudios / ©Bild: Rupert Steiner
Eingang Künstlerstudios / ©Bild: Rupert Steiner

Zwei der insgesamt vier Studios befinden sich im Dachgeschoss des Ovaltrakts und zwei im Hof 7. Zwei weitere Studios, die noch geplant sind, werden im Fischer-von-Erlach-Trakt untergebracht sein. Einmalig an dem Künstlerstudio-Programm ist, dass es keine offizielle Ausschreibung und daher auch keine Einreichfrist gibt. Und weltweit einzigartig: Die Künstlerstudios befinden sich direkt im Komplex des neuen Wiener Museumsbezirks.

Das Programm

Das Programm sieht vor, dass die derzeit vier vorhandenen Studios - zunächst für die Dauer von einem Jahr - in erster Linie projektgebunden an die vier inhaltlichen Hauptbereiche des "quartier 21" - also "electric avenue", "transeuropa", "Found for You Moderaum" und die Kulturbüros - gekoppelt sind.


Es besteht aber auch eine Vergabemöglichkeit der Studios über freie Bewerbungen und Empfehlungen durch andere kulturelle Institutionen. Überdies erhalten die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler ein Stipendium von 1.050 Euro pro Monat, das von Sponsoren finanziert wird.

Wohnstudios, keine Ateliers

"Wichtig zu bemerken ist, dass unsere vier Studios keine Künstler-Ateliers im herkömmlichen Sinn sind, sondern Wohnstudios. Es macht daher mehr Sinn, Kulturschaffende vor allem aus den Bereichen Musik, Tanz sowie Kuratoren oder Schriftsteller einzuladen. Natürlich kann auch ein Maler kommen. Nur muss er die Bedingungen kennen. Deshalb ersuchen wir auch um konkrete Vorschläge bei der Anmeldung", so Rapp.

Dass die Nachfrage nach dem Künstlerstudio-Programm international gegeben ist, beweisen die künftigen Gäste, die u.a. aus Bulgarien, Tschechien, Polen, Deutschland und Australien kommen und die Wiener Kunst-Szene bereichern werden.

Blickpunkt neue EU-Staaten

Zur Vergabe präzisiert Michaela Rapp: "Bei vier Studios muss man sich überlegen, wie die Organisation abgewickelt wird. Und weiters: Wie funktioniert die Betreuung der eingeladenen Künstler. Wir haben daher beschlossen, die Studios vor allem den Kulturanbietern des 'quartier21' zur Verfügung zu stellen. Deren Empfehlungen werden von mir nicht weiter überprüft, ich erstelle dann nur noch den Zeitplan."

"Wir haben nun festgestellt, dass manche der Kulturanbieter das Programm gar nicht nützen. Um zu vermeiden, dass die Studios leer stehen, habe ich sie nun geöffnet und nehme auch Bewerbungen von außen an. Dabei halte ich mich ebenfalls an Empfehlungen von Kultur-Institutionen. So gibt es eine Kooperation mit dem Außenministerium, um mit den österreichischen Kulturforen, vor allem mit jenen in den neuen EU-Staaten, Kontakt zu haben", erklärt Rapp.

Privat, nicht Staat

Und einen weiteren wichtigen Aspekt, der gegenwärtig von großer Bedeutung ist, hat das Künstlerstudio-Projekt: "Das Programm wird zur Gänze von den beiden Sponsoren 'Erste Bank' dem großen Sponsor des MQ, und von den 'Wiener Stadtwerken' finanziert", erläutert Michaela Rapp.

MQ-Gästezimmer

Ebenfalls neu ist die Einrichtung von vier Gästezimmern im Ovaltrakt im MQ. Diese stehen Gästen aller hier vertretenen Institutionen zur Verfügung. Sie sind für Kurz-Aufenthalte von bis zu einer Woche vorgesehen und kosten 50 Euro pro Nacht.

Anbindung an Kunst-Szene

Überrascht habe sie, erzählt Koordinatorin Michaela Rapp, dass die eingeladenen Künstler und Kulturschaffenden meist nur für kurze Zeit - durchschnittlich einen Monat - nach Wien gekommen seien. Dieser rasche Wechsel habe zwar organisatorischen Mehraufwand mit sich gebracht, mache aber das Programm vom Inhalt her enorm spannend.

Konzept "quartier21"

Vitus H. Weh / ©Bild: Maria Ziegelböck
Vitus H. Weh / ©Bild: Maria Ziegelböck

Das "quartier21" bietet Platz für autonome, kleine und mittlere Kulturanbieter im MQ. Es ist eine Trägerstruktur für unabhängige Initiativen, Büros sowie temporäre Projekte. Ziel ist es, einen möglichst autonomen Auftritt der einzelnen Mieter zu ermöglichen und deren Arbeit mit unterstützender Infrastruktur zu flankieren. Damit sollen auch kleine Kultur-Initiativen vom Aufmerksamkeitsbonus des großen MQ-Kulturareals profitieren.

Für das "quartier21"-Konzept sowie für Programmförderung ist Vitus H. Weh, dessen Vertrag ein Jahr läuft, verantwortlich.

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