VON ARIANE
GRABHER
Bregenz (VN) Aus dem früheren Häuserbesetzer und Polit-Aktivisten
Marc Bijl ist ein Familienvater geworden. Dass seine Kunst indes
nichts an Radikalität eingebüßt hat, beweist der Niederländer im
Bregenzer Magazin 4.
Eine Passage aus Hesses "Steppenwolf", graffitiartig auf die Wand
gesprayt, und ein Bauzaun mit nichts dahinter als autonome Zone, so
heißt Marc Bijl den Besucher auf seinem "Black Planet" willkommen.
Düstere Aussichten? Mitnichten.
"Einstimmen, anmachen, verbrennen im sauren Regen, auf einem
schwarzen Planeten", symbolisiert für den 1973 geborenen, in
Rotterdam lebenden Künstler nichts Negatives. Im Gegenteil: ein
Schwerpunkt seiner für Bregenz konzipierten Arbeiten thematisiert
die romantische Seite der Rebellion.
Markenzeichen
Dabei gehört das "Schwarze", die Gothic Bewegung, zu Marc Bijl
wie das Amen in der Kirche und stellt einen überraschenden
Kontrapunkt zur Tradition der postmodernen Kunst der 90 er à la Jeff
Koons dar, der sich Bijl gleichfalls verpflichtet fühlt. Als
Künstler bleibt er dennoch unberechenbar. Sein Werk, das sich in
Skulpturen, Installationen, Performances und Interventionen im
öffentlichen Raum niederschlägt, bleibt offen, eine Gratwanderung
zwischen legaler Aktion und illegalem Eingriff. Das ist, wenn man so
will, ein bisschen sein Markenzeichen, auch wenn sich Marc Bijl just
gegen solche Markenzeichen wehrt. Interessiert an Strukturen und
Symbolen, "Kunst wie Werbung oder politische Parolen, als
Pseudo-Statement" betrachtend, registriert der Künstler als
Seismograph die Veränderungen in der Gesellschaft. Im
hinterfragenden Gebrauch von Regeln und Symbolen werden
Wahrnehmungsmuster unterlaufen und der Weg bereitet für neue
Lesarten. "Am Ende des Tages werden viele Probleme simplifiziert,
und es bleiben nur große Worte", sagt Marc Bijl, und ertappt sich
manchmal selbst dabei, diesem Mechanismus folgend den Weg des
geringsten Widerstandes einzuschlagen.
Mit großer Kelle
In Bregenz wurde dagegen mit großer Kelle angerichtet: als
fotogener Blickfang fungiert das Gruftie-Skelett auf dem schwarzen
Pferd, dazu gesellt sich mit "The Saviour" ein strahlend weißer
Kämpferengel, sowie die bronzenen "Axes of Evil", zwei Arbeiten mit
Fahnen und eine Videokompilation mit witzig-aufrührerischen Filmen
aus den vergangenen Jahren. Mit "Tomb Stone" hat Marc Bijl zudem
zwischen Post und KUB eine Arbeit im öffentlichen Raum realisiert.
Der Grabstein ist weniger makabres memento mori, als eine Hommage an
dunkle, romantische Seelen: "Black is the Colour of my True Love
Heart."
Die Ausstellung ist im Magazin 4 in Bregenz (Brandgasse) bis
5.November zu sehen, geöffnet Mi bis Fr, 16 bis 19, Sa, So und
Feiertag, 12 bis 16 Uhr.