VN Mo, 13.10.2003

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Kultur 

"Black is the Colour"

VON ARIANE GRABHER

Bregenz (VN) Aus dem früheren Häuserbesetzer und Polit-Aktivisten Marc Bijl ist ein Familienvater geworden. Dass seine Kunst indes nichts an Radikalität eingebüßt hat, beweist der Niederländer im Bregenzer Magazin 4.

Eine Passage aus Hesses "Steppenwolf", graffitiartig auf die Wand gesprayt, und ein Bauzaun mit nichts dahinter als autonome Zone, so heißt Marc Bijl den Besucher auf seinem "Black Planet" willkommen. Düstere Aussichten? Mitnichten.

"Einstimmen, anmachen, verbrennen im sauren Regen, auf einem schwarzen Planeten", symbolisiert für den 1973 geborenen, in Rotterdam lebenden Künstler nichts Negatives. Im Gegenteil: ein Schwerpunkt seiner für Bregenz konzipierten Arbeiten thematisiert die romantische Seite der Rebellion.

Markenzeichen

Dabei gehört das "Schwarze", die Gothic Bewegung, zu Marc Bijl wie das Amen in der Kirche und stellt einen überraschenden Kontrapunkt zur Tradition der postmodernen Kunst der 90 er à la Jeff Koons dar, der sich Bijl gleichfalls verpflichtet fühlt. Als Künstler bleibt er dennoch unberechenbar. Sein Werk, das sich in Skulpturen, Installationen, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum niederschlägt, bleibt offen, eine Gratwanderung zwischen legaler Aktion und illegalem Eingriff. Das ist, wenn man so will, ein bisschen sein Markenzeichen, auch wenn sich Marc Bijl just gegen solche Markenzeichen wehrt. Interessiert an Strukturen und Symbolen, "Kunst wie Werbung oder politische Parolen, als Pseudo-Statement" betrachtend, registriert der Künstler als Seismograph die Veränderungen in der Gesellschaft. Im hinterfragenden Gebrauch von Regeln und Symbolen werden Wahrnehmungsmuster unterlaufen und der Weg bereitet für neue Lesarten. "Am Ende des Tages werden viele Probleme simplifiziert, und es bleiben nur große Worte", sagt Marc Bijl, und ertappt sich manchmal selbst dabei, diesem Mechanismus folgend den Weg des geringsten Widerstandes einzuschlagen.

Mit großer Kelle

In Bregenz wurde dagegen mit großer Kelle angerichtet: als fotogener Blickfang fungiert das Gruftie-Skelett auf dem schwarzen Pferd, dazu gesellt sich mit "The Saviour" ein strahlend weißer Kämpferengel, sowie die bronzenen "Axes of Evil", zwei Arbeiten mit Fahnen und eine Videokompilation mit witzig-aufrührerischen Filmen aus den vergangenen Jahren. Mit "Tomb Stone" hat Marc Bijl zudem zwischen Post und KUB eine Arbeit im öffentlichen Raum realisiert. Der Grabstein ist weniger makabres memento mori, als eine Hommage an dunkle, romantische Seelen: "Black is the Colour of my True Love Heart."

Die Ausstellung ist im Magazin 4 in Bregenz (Brandgasse) bis 5.November zu sehen, geöffnet Mi bis Fr, 16 bis 19, Sa, So und Feiertag, 12 bis 16 Uhr.

Kämpferengel von Marc Bijl im Magazin 4. (Foto: A. Grabher)




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