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16.01.2003 - Ausstellung
Raumschiff Gironcoli soll international landen: Zündung in Venedig
Bei der Biennale von Venedig vertritt heuer Bruno Gironcoli Österreich. Transport und Zukunft seines Werkes bleiben problematisch.


Ein langgezogener Wurm aus Journalisten und Kunst-Menschen zieht sich durch die bis an die Decke verstellten Räume im Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste in der Wiener Böcklinstraße. Allen voran der hier residierende Bruno Gironcoli, den engen Weg durch das Dickicht der monumentalen Gebilde aus Polyester, Metall und Holz weisend, die den Raum über Jahrzehnte für sich erobert haben.

Schwer gezeichnet erklärt der 66jährige Bildhauer seine Arbeitsweise, seine Ideen. Zwei der riesigen Arbeiten sollen heuer im Österreichischen Biennale-Pavillon in den venezianischen Giardinis gezeigt werden, erklärte der deutsche Ausstellungsmacher Kaspar König, Österreichs diesjähriger Biennale-Kommissär, am Mittwoch bei der Präsentation des von ihm ausgewählten Beitrags. Weiters plant der Direktor des Museums Ludwig in Köln zwei kleinere Arbeiten, vielleicht auch Papierarbeiten im Hoffmann-Bau auszustellen. Eine weitere große Skulptur plant man an einem öffentlichen Ort zu plazieren.

Wie die tonnenschweren Gebilde transportiert werden sollen, wie sie durch die Tore des Pavillons Einlaß finden können - "da sind wir gerade am Überlegen", beschwichtigt König skeptische Blicke. 300.000 Euro beträgt sein Etat für die Biennale, "die Hälfte davon wird der Transport beanspruchen".

Keinen Moment zögerte der Kunsthistoriker mit der Wahl von Gironcoli, als er die Einladung von Staatssekretär Franz Morak annahm - "Ein alter Traum von mir ist in Erfüllung gegangen." Das genialische Werk sei bisher international noch nicht genügend wahrgenommen worden. "Es ist eine Herausforderung, diesen Schatz zu heben, der hier im Atelier schlummert". Im Pavillon könne er allerdings nur einen Einblick ins Gesamtwerk geben.

Auch Morak ist glücklich: "König hat verinnerlicht, was es heißt, international erfolgreich zu agieren", begründet er seine Entscheidung. Die Präsentation in Venedig soll der Anstoß sein, Gironcoli mit einer internationalen Ausstellungs-Tour zu würdigen. "Wir wollen dieses Raumschiff Gironcoli international landen lassen", so Morak.

Drohende Herbergsuche

Wo Gironcoli mit seinem Schatz aber in Österreich landen soll, ist immer noch nicht geklärt. Die Verhandlungen mit dem Land Kärnten über die Ausstellungs-Nutzung der ehemaligen BBU-Erzaufbereitungshalle in Bad Bleiberg ziehen sich. Gironcoli selbst, gebürtiger Villacher, glaubt "schon nicht mehr daran, daß es funktioniert. "Es bahnt sich eine andere Lösung an", prophezeite Morak. Auch der Bund sei bereit zu investieren.

Doch die Zeit drängt: Am 30. September 2004 emeritiert der Bildhauer als Leiter der Bildhauerklasse an der Akademie. Bis dahin muß auch das als Lager dienende Atelier der Akademie geräumt werden. Nur wohin mit den riesenhaften Skulpturen? Gironcoli schüttelt zweifelnd den Kopf: "Am liebsten tät ich sie alle verkaufen. Dann hätte ich die Sorge los". sp



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