Ein langgezogener Wurm aus Journalisten und
Kunst-Menschen zieht sich durch die bis an die Decke verstellten Räume im
Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste in der Wiener
Böcklinstraße. Allen voran der hier residierende Bruno Gironcoli, den
engen Weg durch das Dickicht der monumentalen Gebilde aus Polyester,
Metall und Holz weisend, die den Raum über Jahrzehnte für sich erobert
haben.
Schwer gezeichnet erklärt der 66jährige Bildhauer seine
Arbeitsweise, seine Ideen. Zwei der riesigen Arbeiten sollen heuer im
Österreichischen Biennale-Pavillon in den venezianischen Giardinis gezeigt
werden, erklärte der deutsche Ausstellungsmacher Kaspar König, Österreichs
diesjähriger Biennale-Kommissär, am Mittwoch bei der Präsentation des von
ihm ausgewählten Beitrags. Weiters plant der Direktor des Museums Ludwig
in Köln zwei kleinere Arbeiten, vielleicht auch Papierarbeiten im
Hoffmann-Bau auszustellen. Eine weitere große Skulptur plant man an einem
öffentlichen Ort zu plazieren.
Wie die tonnenschweren Gebilde transportiert werden
sollen, wie sie durch die Tore des Pavillons Einlaß finden können - "da
sind wir gerade am Überlegen", beschwichtigt König skeptische Blicke.
300.000 Euro beträgt sein Etat für die Biennale, "die Hälfte davon wird
der Transport beanspruchen".
Keinen Moment zögerte der Kunsthistoriker mit der Wahl
von Gironcoli, als er die Einladung von Staatssekretär Franz Morak annahm
- "Ein alter Traum von mir ist in Erfüllung gegangen." Das genialische
Werk sei bisher international noch nicht genügend wahrgenommen worden. "Es
ist eine Herausforderung, diesen Schatz zu heben, der hier im Atelier
schlummert". Im Pavillon könne er allerdings nur einen Einblick ins
Gesamtwerk geben.
Auch Morak ist glücklich: "König hat verinnerlicht, was
es heißt, international erfolgreich zu agieren", begründet er seine
Entscheidung. Die Präsentation in Venedig soll der Anstoß sein, Gironcoli
mit einer internationalen Ausstellungs-Tour zu würdigen. "Wir wollen
dieses Raumschiff Gironcoli international landen lassen", so Morak.
Drohende Herbergsuche
Wo Gironcoli mit seinem Schatz aber in Österreich landen
soll, ist immer noch nicht geklärt. Die Verhandlungen mit dem Land Kärnten
über die Ausstellungs-Nutzung der ehemaligen BBU-Erzaufbereitungshalle in
Bad Bleiberg ziehen sich. Gironcoli selbst, gebürtiger Villacher, glaubt
"schon nicht mehr daran, daß es funktioniert. "Es bahnt sich eine andere
Lösung an", prophezeite Morak. Auch der Bund sei bereit zu investieren.
Doch die Zeit drängt: Am 30. September 2004
emeritiert der Bildhauer als Leiter der Bildhauerklasse an der Akademie.
Bis dahin muß auch das als Lager dienende Atelier der Akademie geräumt
werden. Nur wohin mit den riesenhaften Skulpturen? Gironcoli schüttelt
zweifelnd den Kopf: "Am liebsten tät ich sie alle verkaufen. Dann hätte
ich die Sorge los". sp
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