http://www.nachrichten.at/nachrichten/ooen.asp?id=277420
ATELIERBESUCH: Die Linzer Künstlerin
Monika Pichler hat das Nomadentum zum Thema erklärt
Bildreisen auf dem Fliegenden Teppich
"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung
ändern kann." - dieser Ausspruch des französisch/spanischen Kubisten
Francis Picabia ist so etwas wie eine Maxime für die Linzer
Künstlerin Monika Pichler (Jahrgang 1961). Wobei der Begriff
"Linzer" Künstlerin im Falle Pichlers etwas irreführend ist. Sie ist
seit frühester Jugend vielmehr geprägt vom Herumreisen, vom
Nomadentum: "Geboren wurde ich in Salzburg, verbrachte aber nur zwei
Jahre dort." Als ihr Vater - heute ein international anerkannter
Wissenschafter an der Linzer Kepler-Uni - zu studieren begann, zog
die Familie nach Innsbruck und anschließend nach Linz. Der Beruf des
Vaters brachte auch ein Intermezzo im Staate New York.
Die
OÖN besuchten die mehrmals prämierte Siebdruckerin und
Kunst-Uni-Professorin in ihrem lichtdurchfluteten Atelier in der
Linzer Altstadt. Ein versteckter Aufgang im Innenhof, eine alte
Terrazzostiege in den ersten Stock, eine Metalltür. Die weitläufigen
Räumlichkeiten dahinter teilt sich Pichler mit der Künstlerin Ulrike
Neumayr.
Der Zorn einer jungen Frau
Pichler erzählt, dass sich die Bewegtheit auch auf ihre
Ausbildung niederschlug. Sie führte sie vorerst an die
Kindergärtnerinnenschule, dann in die Kunstuni-Textilklasse zu Fritz
Riedl, bevor die endgültige Entscheidung zur freien Kunst kam.
Nachhaltig beeindruckt habe sie da eine Art Schüttbild von Niki de
Saint Phalle: "Das hat mich emotional total berührt. Ich hab mir
gedacht: Genau. Das ist es. Dieser Zorn einer jungen Frau. Das ist
es, was ich umsetzen will."
Diese emotionale Direktheit wird
auch jedem sofort spürbar, der mit Pichlers Arbeiten im Atelier
konfrontiert wird. Da hängen schimmernde, wattierte Bilder, die als
Hommage an die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach (eine enge
Freundin von Erika und Klaus Mann) per Gummizug als "Reisebild" über
ungewollte Kunstbeglückungen in Hotelzimmern zu stülpen sind.
Da hängen Bildkombinationen von Nüssen und Hirnen. Hängen
auch prächtige orientalisch anmutende Teppiche, zunächst von einer
unglaublich sinnlichen Ästhetik bestimmt. Doch schon eine minimale
Änderung des Blickwinkels irritiert: Die wunderschön und exotisch
wirkende Ornamentik entsteht nämlich durch die Aneinanderreihung von
Kriegsmaschinen, von Bomben, Gewehren, Blutflecken, von um ihr Leben
rennenden Flüchtlingen aus Bosnien, Kurdistan, Tschetschenien,
Afghanistan.
Kuriose Bildträger
"Bomben-"
oder "Flüchtlingsteppich" nennt Pichler ihre bewegenden Siebdrucke
auf Velour lapidar. Zusammengesetzt sind sie aus historisch
überlieferten Teppichmustern und aus Bildmaterial, das Pichler in
Printmedien, Büchern und im Internet findet. "Der Siebdruck
ermöglicht mir das Collagieren, das Übereinanderlagern von
Schichten, von Ebenen", begründet Pichler ihre Vorliebe für diese
Bildtechnik, mit der sich der Kreis zur Mobilität schließt, zum
nomadenhaft sich zwischen Schichten und Ebenen Bewegen.
Ein
weiterer daraus resultierender roter Faden ist das Thema "Frau und
Reisen". Mit Akribie recherchiert Pichler im Leben von Pionierinnen
der Wissenschaft und Technik. Sie spürt Pilotinnen nach,
Abenteurerinnen in Asien, Afrika, Lateinamerika. Für ihre
bildnerische Umset- zung benützt sie auch kuriose Bild
|