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ATELIERBESUCH: Die Linzer Künstlerin Monika Pichler hat das Nomadentum zum Thema erklärt

Bildreisen auf dem Fliegenden Teppich

"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann." - dieser Ausspruch des französisch/spanischen Kubisten Francis Picabia ist so etwas wie eine Maxime für die Linzer Künstlerin Monika Pichler (Jahrgang 1961). Wobei der Begriff "Linzer" Künstlerin im Falle Pichlers etwas irreführend ist. Sie ist seit frühester Jugend vielmehr geprägt vom Herumreisen, vom Nomadentum: "Geboren wurde ich in Salzburg, verbrachte aber nur zwei Jahre dort." Als ihr Vater - heute ein international anerkannter Wissenschafter an der Linzer Kepler-Uni - zu studieren begann, zog die Familie nach Innsbruck und anschließend nach Linz. Der Beruf des Vaters brachte auch ein Intermezzo im Staate New York.

Die OÖN besuchten die mehrmals prämierte Siebdruckerin und Kunst-Uni-Professorin in ihrem lichtdurchfluteten Atelier in der Linzer Altstadt. Ein versteckter Aufgang im Innenhof, eine alte Terrazzostiege in den ersten Stock, eine Metalltür. Die weitläufigen Räumlichkeiten dahinter teilt sich Pichler mit der Künstlerin Ulrike Neumayr.


Der Zorn einer jungen Frau

Pichler erzählt, dass sich die Bewegtheit auch auf ihre Ausbildung niederschlug. Sie führte sie vorerst an die Kindergärtnerinnenschule, dann in die Kunstuni-Textilklasse zu Fritz Riedl, bevor die endgültige Entscheidung zur freien Kunst kam. Nachhaltig beeindruckt habe sie da eine Art Schüttbild von Niki de Saint Phalle: "Das hat mich emotional total berührt. Ich hab mir gedacht: Genau. Das ist es. Dieser Zorn einer jungen Frau. Das ist es, was ich umsetzen will."

Diese emotionale Direktheit wird auch jedem sofort spürbar, der mit Pichlers Arbeiten im Atelier konfrontiert wird. Da hängen schimmernde, wattierte Bilder, die als Hommage an die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach (eine enge Freundin von Erika und Klaus Mann) per Gummizug als "Reisebild" über ungewollte Kunstbeglückungen in Hotelzimmern zu stülpen sind.

Da hängen Bildkombinationen von Nüssen und Hirnen. Hängen auch prächtige orientalisch anmutende Teppiche, zunächst von einer unglaublich sinnlichen Ästhetik bestimmt. Doch schon eine minimale Änderung des Blickwinkels irritiert: Die wunderschön und exotisch wirkende Ornamentik entsteht nämlich durch die Aneinanderreihung von Kriegsmaschinen, von Bomben, Gewehren, Blutflecken, von um ihr Leben rennenden Flüchtlingen aus Bosnien, Kurdistan, Tschetschenien, Afghanistan.


Kuriose Bildträger

"Bomben-" oder "Flüchtlingsteppich" nennt Pichler ihre bewegenden Siebdrucke auf Velour lapidar. Zusammengesetzt sind sie aus historisch überlieferten Teppichmustern und aus Bildmaterial, das Pichler in Printmedien, Büchern und im Internet findet. "Der Siebdruck ermöglicht mir das Collagieren, das Übereinanderlagern von Schichten, von Ebenen", begründet Pichler ihre Vorliebe für diese Bildtechnik, mit der sich der Kreis zur Mobilität schließt, zum nomadenhaft sich zwischen Schichten und Ebenen Bewegen.

Ein weiterer daraus resultierender roter Faden ist das Thema "Frau und Reisen". Mit Akribie recherchiert Pichler im Leben von Pionierinnen der Wissenschaft und Technik. Sie spürt Pilotinnen nach, Abenteurerinnen in Asien, Afrika, Lateinamerika. Für ihre bildnerische Umset- zung benützt sie auch kuriose Bild


OÖN vom 05.04.02 zuletzt geändert am: 04.04.02 13:47:16


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